Von einem und eineinhalb Toren war die Rede und Schreibe gewesen. Doch Liverpool-Söldner Mamadou Sakho stellte nach seinem 16. Länderspiel klar: «Es war mein Tor. Ich war mit dem Knie noch dran». Er nahm damit Bezug auf die Szene in der 72. Minute mit dem vermeintlichen Eigentor von Oleg Gusew. Es war das 3:0 für Frankreich, es war die Sicherung des WM-Tickets.
Nichts zu zweifeln hatte es in der 22. Minute gegeben, als Sakho mit einem Abstauber zum 1:0 erfolgreich gewesen war. Nun also 2 Tore in einem Spiel: Dies gelang dem 23-jährigen Innenverteidiger noch nie. Und noch nie zuvor hatte er für die «Equipe tricolore» getroffen. «Nicht ich, sondern die Mannschaft ist der Held», reichte Sakho die Blumen gleich weiter.
Der Dank an das Publikum
Noch im Hinspiel in Kiew musste er von der Ersatzbank aus die 0:2-Niederlage seiner Kollegen mitverfolgen. Für das Spiel der letzten Chance nahm Trainer Didier Deschamps gleich 5 Wechsel vor. Unter anderem bildete er mit dem 20-jährigen Raphaël Varane (für den gesperrten Laurent Koscielny) und Sakho (für Eric Abidal) eine komplett neue Innenverteidigung. Sie harmonierte gut, Sakho war der Patron.
«Nach der Niederlage in Kiew wurde vieles infrage gestellt. Nun hat die Mannschaft viele Tugenden gezeigt und alles für ihr Land gegeben», so Sakho. Imponiert hat ihn auch das Publikum im Stade de France: «Von Beginn an wurden wir bedingungslos unterstützt, es war fantastisch - Danke Franzosen! Der Sieg ist für unser Volk.»
Der jüngste Captain
Dass Sakho solch grosse Emotionen ausgerechnet in Paris erleben durfte, macht für ihn die Vorkommnisse noch spezieller. Er ist ein Sohn der Stadt: Im Norden - unweit des Stade de France - im 18. Arrondissement geboren und aufgewachsen, wechselte er mit 12 in die Jugendabteilung von Paris Saint-Germain. Sein Aufstieg verlief rasant, obwohl er wegen mangelnder Disziplin beinahe aus der Jugendakademie rausflog.
Einen Tag nach seinem 17. Geburtstag kam er zum Profi-Debüt mit PSG, 8 Monate später wurde er der jüngste Captain aller Zeiten beim Hauptstadtverein wie auch in der Ligue 1. Dies sorgte für Schlagzeilen, genau so aber auch ein Zwischenfall mit einem Journalisten, den er beleidigt und geschlagen haben soll.
Seiner Karriere tat dies keinen Abbruch. Nach 197 Partien für die Pariser holte ihn Liverpool am letzten Tag der Transferperiode in diesem Sommer nach England. Dort gehört er zum Stammpersonal. Ein Tor gelang ihm noch nicht.