Es ist ein kalter Wind, der Marcel Koller seitens der österreichischen Medienlandschaft ins Gesicht bläst. Die Zeichen stehen auf Abschied. Schenkt man den Blättern des Nachbarlandes Glauben, stellt sich einzig noch die Frage: Ist die Partie am Dienstag gegen Georgien bereits Kollers Abschiedsvorstellung?
Eine Auferstehung wird kaum unter der Leitung von Marcel Koller stattfinden, der Schweizer könnte bereits gegen Georgien seine Abschiedsvorstellung geben.
Wenngleich er nicht über seine Zukunft reden wollte, wirkte Koller nach der bitteren Niederlage gegen Wales resigniert.
Bereits vor jener schicksalhaften Partie hatte der ÖFB-Trainer gegenüber dem Tages-Anzeiger vielsagend gemeint: «Die Frage ist auch: Will ich weitermachen?» In einer Medienkonferenz am Montag sagte Koller, er habe noch keine Zeit gehabt, über seine Zukunft nachzudenken. Zumindest gegen Georgien sitze er noch auf der Bank. Eine mögliche Fortsetzung von Kollers Engagement soll aber noch vor den abschliessenden Partien gegen Serbien und Moldawien geregelt werden.
Mit diesem Kader in dieser Gruppe zu so einem frühen Zeitpunkt die Quali abschreiben zu müssen, ist eine mächtige Watsch'n für Fussball-Österreich. Und für einen Schweizer.
In der österreichischen Baisse sind es stets dieselben Vorwürfe, die Koller über sich ergehen lassen muss: Er setze David Alaba auf der falschen Position ein, etwa. Oder: Es mangele dem Schweizer an Alternativen zu seinem taktischen Konzept. Fakt ist: Österreichs Leistungen korrelierten nicht mit der Punkteausbeute. Aus den 5 bisherigen Partien gegen Wales (2x), Irland (2x) und Serbien resultierten gesamthaft bescheidene zwei Punkte – obwohl die ÖFB-Elf zumeist auf Augenhöhe agierte.
Besonders bitter in Cardiff war, dass man im Duell mit dem EM-Semifinalisten gut mithielt und selbst gute Chancen hatte.
Die aktuelle Koller-Debatte gründet ironischerweise auf der exakt gegenteiligen Ausgangslage von vor rund einem Jahr: Die Österreicher hatten sich als Gruppensieger mit 8 Punkten Vorsprung souverän für die EM qualifiziert und eine zu hohe Erwartungshaltung im Volk geschaffen. An der EM selber scheiterte «Rot-Weiss-Rot» kläglich – genau wie die vorherigen Quali-Gegner Russland und Schweden.
Sendebezug: sportaktuell, SRF 1, 02.09.2017, 22:55 Uhr