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Die färöischen Spieler bejubeln den Sieg gegen Griechenland.
Legende: Grenzenloser Jubel Die Färöer feiern in der EM-Quali den zweiten Sieg gegen Griechenland. EQ Images

WM-Qualifikation «Was Island erreicht hat, ist ein Traum»

Am Sonntag empfängt die Schweizer Nati im Rahmen der WM-Qualifikation die Färöer-Inseln. Wie blicken die Gäste der Partie entgegen? Wir haben bei einem färöischen Journalisten nachgefragt.

Resultate

In fussballerischer Hinsicht gehört die färöische Nationalmannschaft nicht gerade zu denjenigen Teams, welche man als Topshot bezeichnen würde. Trotzdem geniesst der Fussball auf den «Schafsinseln» im Nordatlantik mit ihren knapp 50'000 Einwohnern einen grossen Stellenwert. Die Zahlen sind beeindruckend: Rund ein Zehntel aller Färinger spielt auf Klubebene Fussball.

Trondur Arge, wie beliebt ist die färöische Nationalmannschaft bei der Bevölkerung?

Arge: Die Popularität hat mit den beiden Siegen gegen Griechenland in der Qualifikation zur EURO 2016 einen neuen Höhepunkt erreicht. Dieser ist vergleichbar mit dem Jahr 1990, als die Mannschaft gegen Österreich den ersten Pflichtspielsieg überhaupt gefeiert hat. Die Fans kommen wieder, um ihre Spieler zu sehen – und nicht die des Gegners.

4 Punkte? Davon hätten wir nicht einmal zu träumen gewagt.
Autor: Trondur Arge über den Start in die WM-Quali

In der Schweiz wird während einer ganzen Woche über die bevorstehende Partie gegen die Färöer-Inseln berichtet. Wie gross ist das Interesse an der Partie in Ihrer Heimat?

Arge: Das Spiel gegen die Schweiz ist eine grosse Sache und ich denke, dass fast jeder über das Resultat Bescheid wissen oder die Partie live verfolgen wird. Aber das Interesse wäre noch grösser, wenn wir gegen einen wirklich grossen Namen wie Deutschland, England oder eben Portugal spielen würden – oder eine Mannschaft, die wir möglicherweise schlagen könnten. Die Schweiz steht zwischen diesen beiden Kategorien.

Wie viele färöische Journalisten werden die Reise in die Schweiz antreten?

Arge: Nur ich. Das war in den vergangenen Jahren immer so. Es gab Zeiten, als auch das nationale Radio und Fernsehen dabei war, dazu zwei Zeitungs-Journalisten. Aber sie alle berichten mittlerweile von zuhause aus. Die Medien machen schwierige Zeiten durch. Es gibt hier nur wenige, die Zeitungen kaufen.

Der Start in die WM-Quali ist den Färöern mit 4 Punkten aus 3 Spielen geglückt. Ist ein Höhenflug wie beispielsweise derjenige von Island eines Tages vorstellbar?

Arge: Jeder hier ist begeistert davon, was Island erreicht hat. Es ist etwas, woran wir uns ein Beispiel nehmen können. Es wäre ein Traum, es unseren Brüdern aus dem Norden gleichzutun, aber wahrscheinlich ist das doch eine Schuhnummer zu gross für uns. Island hat mehr als 300'000 Einwohner, wir gerade einmal 50'000 – da gibt es doch einen grossen Unterschied.

Manchmal erreicht man mehr, wenn man sich auf die Defensive konzentriert.
Autor: Trondur Arge über die färöische Spielweise

Zur Person

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Trondur Arge ist 32 Jahre alt und arbeitet seit 2009 als Sportjournalist für die färöische Tageszeitung Sosialurin. Nach seinem Studium in Liverpool kehrte Arge in seine Heimat Torshavn zurück, von wo aus er die Nationalmannschaft jeweils zu ihren Länderspielen begleitet und dabei als Radio-Kommentator im Einsatz steht.

Auf welchen Färöer-Spieler muss die Schweiz am meisten Acht geben?

Arge: Das ist nun die Frage, bei der ich lügen darf, oder? Nein, Spass bei Seite. Joan Simun Edmundsson (Odense Boldklub, Dänemark) und Hallur Hansson (AC Horsens, Dänemark) sind zwei Spieler, die zur Zeit sehr gut in Form sind. Mit Sonni Ragnar und Brandur Hendriksson Olsen verfügen wir zudem über zwei junge, sehr talentierte Spieler.

Wo sehen Sie die Schwachpunkte der färöischen Nationalmannschaft?

Arge: Einzelne Schwachpunkte aufzuzählen ist schwierig. Ich denke gerade im Spiel gegen Portugal wurden unsere Schwächen aber sichtbar. Manchmal fehlt die Fähigkeit sich nur auf die Verteidigung zu konzentrieren. Beim Sieg gegen Lettland hat das natürlich geholfen, aber gegen Portugal würde man wahrscheinlich mehr erreichen, wenn man sich ausschliesslich auf die Defensive konzentriert.

Sendebezug: SRF zwei, sportaktuell, 08.11.2015, 22:20 Uhr.

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