Viel zu jubeln hatten die Berner Anhänger im Wankdorf in dieser Saison nicht. YB wurde von Basel als Meister entthront, blieb in der Champions League punktelos und scheiterte im Cup am drittklassigen FC Biel.
Und doch bekamen die Fans am Sonntag in der Pause der Partie gegen den FCB einen Meisterpokal präsentiert. Die YB-Frauen durften nach dem dramatischen Finalsieg über GC auf die Ehrenrunde. Dank Trainerin Imke Wübbenhorst und Captain Stephanie Waeber fand die Trophäe danach auch den Weg ins «Sportpanorama».
Direktheit als Schlüssel zum Erfolg
Bei der Meisterfeier war Trainerin Wübbenhorst an vorderster Front mit dabei. «Es war ausgelassen. Fussball ist so schnelllebig, da haben wir uns gesagt, das geniessen wir», blickt die Deutsche auf die Feierlichkeiten zurück. Auch bei Waeber war die Freude grenzenlos. «Davon träumt man als kleines Mädchen. Umso schöner, dass es jetzt geklappt hat.»
Sie ist sehr direkt, aber in einer positiven Art. Als Spielerin weiss man immer, woran man ist.
Wübbenhorst gilt in Bern als Baumeisterin des Erfolgs. Die 36-Jährige hat das Amt als Cheftrainerin vor drei Jahren übernommen und YB nun zum ersten Titel seit 2011 geführt. Waeber schätzt vor allem die Geradlinigkeit der Übungsleiterin. «Sie ist sehr direkt, aber in einer positiven Art. Als Spielerin weiss man immer, woran man ist.» Man erhalte immer eine Erklärung, wenn man es nicht in die Startelf geschafft hat.
Potenzial in Medienkompetenz
Mit ihrer direkten Art hat Wübbenhorst bisweilen aber auch angeeckt. Vor einem Jahr erlangte die YB-Trainerin grössere Bekanntheit, nachdem sie im Anschluss an den verlorenen Cupfinal vor dem Mikrofon zur Wutrede angesetzt hatte. Den Final-Gegner Servette bezeichnete sie unter anderem als «widerlich spielende Truppe». Für ihre Wortwahl entschuldigte sich Wübbenhorst zwei Tage später.
«In Medienkompetenz habe ich offenbar noch grosses Potenzial», blickt Wübbenhorst mit einem Lachen auf den Vorfall zurück. Auch der Umgang mit den Spielerinnen sei zu Beginn ihrer Trainerkarriere in Bern nicht ohne gewesen. «Ich kann Dinge nicht so schön verpacken wie die Schweizer.» Das sei eine kulturelle Eigenschaft, die sie aus ihrem Zuhause mitgenommen hat. Mittlerweile habe man sich aber aneinander gewöhnt.
Während Wübbenhorst ihrer Art treu geblieben ist, hat sich für das Team so einiges geändert. Anders als in der Vergangenheit trägt der Klub seine Heimspiele nicht mehr im Sportpark Wyler, sondern im Wankdorf aus. Über 10'000 Fans wohnten beim dramatischen Final-Sieg gegen GC am Samstag bei.
«Opferbereitschaft, Erfolg und guter Fussball» sind für Wübbenhorst die Kriterien, die Zuschauer ins Stadion locken. Diese drei Eigenschaften hat ihr Team in dieser Saison offensichtlich mitgebracht.