Mickrige 5 Hundertstel fehlten Kariem Hussein an der WM in Peking zum Finaleinzug. Wäre ihm im Halbfinal bei der allerletzten Hürde nicht ein minimaler Fehler unterlaufen, hätte er den Kenianer Nicholas Bett rausgeworfen – den späteren Weltmeister. Verständlicherweise war die Enttäuschung beim Schweizer riesig.
Es ist ein Privileg in diesem Stadion zu laufen.
Auch 10 Tage danach hat Hussein den bitteren Moment noch nicht vollständig abgehackt. «Es nervt mich immer noch», sagt er. Doch die Zeit bei seiner Familie habe er genutzt, um sich neu zu sammeln. Dass mit Weltklasse Zürich bereits wieder das nächste Highlight anstehe, helfe zusätzlich bei der Verarbeitung. «Es ist ein Privileg, in diesem Stadion vor Heimpublikum laufen zu dürfen. Dafür braucht es keine Motivation», so Hussein.
Den Sieg und die Bestzeit im Visier
Mit dem Letzigrund verbindet der Ostschweizer ausschliesslich positive Gefühle. Vor einem Jahr wurde er an gleicher Stätte sensationell Europameister. Nur zwei Wochen nach diesem Exploit senkte er seine persönliche Bestzeit am Meeting in Zürich auf 48,70 Sekunden. Mittlerweile hat der 26-Jährige seine Bestmarke gar auf 48,45 Sekunden heruntergedrückt.
Werde versuchen, meine Bestzeit zu unterbieten.
Mit dieser Zeit kommt Hussein im Starterfeld von Weltklasse Zürich die klare Favoritenrolle zu. Mit Bett, Denis Kudrjawzew (Russ) und Jeffery Gibson (Bahamas) stehen die ersten Drei von Peking nicht am Start. «Es ist trotzdem kein schlechtes Feld», merkt Hussein an. Denn fünf seiner Konkurrenten sind die Hürdenrunde in diesem Sommer bereits unter 49 Sekunden gelaufen. Dennoch ist klar: Für Hussein ist in Zürich nur der Sieg genug. «Ich werde versuchen, meine Bestzeit zu unterbieten.»
Auf den Spuren von André Bucher
Dass er mit einem Triumph in Zürich Historisches bewerkstelligen würde, ist sich Hussein natürlich bewusst. Er wäre erst der zweite Schweizer Athlet nach André Bucher (800 m) 2001, der beim prestigeträchtigen Meeting in der Limmatstadt ein Rennen gewinnen könnte. «Ich werde zumindest alles geben. Dann werden wir sehen, ob es reicht», sagt er mit einem Schmunzeln.
Sendebezug: SRF zwei, sportaktuell, 01.09.2015 20:20 Uhr