Jessica Ennis-Hill steigt aufs Podest, winkt, bekommt die Goldmedaille überreicht. Grosser Jubel im Olympiastadion. Ergriffen lauschen alle der Hymne. Eine klassische, emotionale Medaillenzeremonie – für eine Athletin, die im Oktober zurückgetreten ist.
In den Zeiten von grossflächigen Dopingüberführungen ist das möglich. Die Siegerin von 2011, Tatjana Tschernowa, ist wegen Blutdopings nächträglich disqualifiziert worden. Daher bekommt nun die damals zweitplatzierte Jessica Ennis-Hill die Goldmedaille, sechs Jahre nach dem Wettkampf.
Vor Publikum – anstatt nüchtern zu Hause
Durch die Aufdeckung des russischen Dopingskandals mussten diverse Leichtathletik-Ranglisten neu geschrieben werden. Jetzt sind Athleten Weltmeister oder Medaillengewinner, ohne dass sie eine entsprechende Zeremonie erlebt haben.
Anstatt nun die Medaillen in Abwesenheit von Publikum und daher sehr nüchtern zu überreichen, hat der internationale Verband IAAF diese Athleten nach London eingeladen. Zu einer würdigen Medaillenzeremonie.
10 Jahre später ausgezeichnet
An vier Tagen ist dafür ein Slot zu Beginn der Evening Session geschaffen worden. Da geniesst nun der niederländische Kugelstösser Rutger Smith den Moment, in dem er Bronze der WM 2007 umgehängt bekommt. Oder die vier Athletinnen der US-4x400-Staffel, welche die Goldmedaille für die WM 2013 bekommen.
Die Geste des IAAF findet Anklang bei den Athleten. 11 Einzelathleten und 5 Teams sind der Einladung gefolgt und haben sich abgeholt, was ihnen rechtmässig zusteht. Mit mehrjähriger Verspätung zwar, dafür mit einer unvergesslichen Zeremonie.
Sendebezug: SRF zwei, sportlive, 06.08.17, 20:10 Uhr