2019 wurde Simon Wieland überraschend U20-Europameister im Speerwerfen. Seither wurde es jedoch ruhig um ihn. Der Berner konnte nicht an die Leistung anknüpfen und hatte auch immer wieder mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Doch kurz vor der Leichtathletik-WM in Tokio gelang ihm der Befreiungsschlag.
Bei Weltklasse Zürich warf er seinen Speer auf 81,29 Meter – und damit 1,85 Meter weiter als je zuvor. Plötzlich scheint der Schweizer Rekord von Stefan Müller (82,07 m) in Reichweite. Der Wurf im Letzigrund war eine Erlösung. «Sechs Jahre lang habe ich keine persönliche Bestweite geschafft», sagte Wieland einige Tage später. «Ich bin einfach glücklich, habe ich mich für meinen Durchhaltewillen belohnt.»
80 Meter als Meilenstein
Aufzuhören war für Wieland in den vergangenen Jahren trotz Schwierigkeiten nie eine wirkliche Option. Die 80 Meter hatte er immer als Ziel im Kopf. Jetzt hat der 24-Jährige das erreicht. «Nun bin ich in den Sphären angekommen, wo es spannend wird», erklärt Wieland. «Mit diesen Weiten kann ich an Grossanlässen in den Final kommen.»
Die Motivation und Vorfreude auf die WM ist dem Berner sichtlich anzumerken. «Ab jetzt wird es wirklich lustig», lacht er. Nun gilt es, die Lücke zu den internationalen Top-Athleten noch zu schliessen. Wieland zweifelt nicht daran, dass er sich noch weiter verbessern wird: «Nun bin ich bei 81 Metern. Ab 85 werden zum Teil schon Medaillen vergeben. Vielleicht reicht es in diesem Jahr noch nicht, aber irgendwann dann schon.»
Ganz ohne Erwartungen geht der Speerwerfer aber nicht nach Japan. «Von einer Medaille zu träumen wäre vermessen. Aber ich will meine Leistung bringen, mein Traum wäre ein Finaleinzug.»
Absolute Werfer-Familie
Dass Wieland als Kind zum Speerwerfen gefunden hat, war keine Überraschung. Er stammt aus einer absoluten Leichtathletikfamilie. Seine 5 Geschwister waren oder sind alle ebenfalls als Werfer oder Stösser aktiv. Bruder Lukas Wieland ist heute als Trainer von Simon im Einsatz.
Doch die Familiengeschichte geht noch weiter zurück. Der Grossvater hielt einst den Schweizer Rekord im Diskuswerfen und war 1952 an den Olympischen Spielen in Helsinki. Auch die Grossmutter war als Speerwerferin aktiv. Von Generation zu Generation wurde das Wurf-Gen weitergegeben.
Kein Wunder also, hat sich Wieland dem Speerwerfen verschrieben. Bleibt er seinem kämpferischen Weg treu, könnte er in Zukunft durchaus noch Grosses erreichen. Dann, wenn es «wirklich lustig» wird.