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Trainer pushte seine Athletin «Fertig Taktik! Pack das Löwenherz aus»

Am Ursprung des WM-Erfolgs der Schweizerin stehen eine Taktikänderung sowie ein emotionaler Appell ihres Trainers.

So schnell wie Mujinga Kambundji hat eine Bernerin wohl selten zuvor gesprochen – so schnell gelaufen wie die 29-Jährige ist sowieso noch keine. Es ist denn auch eine völlig euphorisierte Olympia-Sechste, die ihre Leistung nur wenige Minuten nach dem Titelgewinn über 60 m an der Hallen-WM erstmals einzuordnen versucht: «Im Moment habe ich einfach das Rennen gewonnen.»

Den Vorzeichen zum Trotz

Ihr Triumph ist insofern bemerkenswert, als dass dem Gold-Lauf ein «ganz schlechter» Vorlauf und ein Halbfinal, der «nicht den Erwartungen entsprochen hat», vorausgegangen waren. So sei die 29-Jährige vor der Entscheidung «wirklich nervös» gewesen, liess sich dies aber nicht anmerken – und holte sich ihren ersten internationalen Titel.

Auch Schweizer Staffel-Nationaltrainer Adrian Rothenbühler sprach im Nachgang des Wettkampfs von einem bis dahin harzigen WM-Auftakt: «Es war insgesamt ein schwieriger Tag», so der Coach Kambundjis, nachdem die Schweizerin in den ersten Läufen hinter den Erwartungen geblieben war. «Dabei waren ihre letzten Trainings jeweils sehr gut gewesen.»

Es war eine Taktikänderung, die schliesslich zum Erfolg führen sollte. Während Rothenbühler bis dahin die Technik ins Zentrum seiner Inputs gerückt hatte, änderte er fortan den Gesprächsfokus. «Ich sagte mir: Hör auf über Technik zu sprechen und beschwöre stattdessen die Emotionen herauf.»

Ein eindringlicher Appell als Erfolgsrezept

Die Worte Rothenbühlers sind eindeutig: Kambundji solle «das Löwenherz auspacken und die Konkurrenz in Grund und Boden laufen». Die Schweizerin erhörte ihren Trainer und sicherte sich nicht nur den Weltmeistertitel, sondern lief mit 6,96 s auch eine Zeit, die Rothenbühler tief beeindruckte: «Diese Zeit ist unglaublich.»

Sie soll ihr Löwenherz auspacken und die Konkurrenz in Grund und Boden laufen.
Autor: Adrian Rothenbühler über seine Worte zu Kambundji vor dem Final

Dieser träumt nun von einer Staffelmedaille «als Krönung» und setzt zumindest seiner Athletin bereits jetzt die Krone auf: «Mujinga hat das weitergeführt, was sie und Ajla Del Ponte letztes Jahr angefangen haben.» Und spätestens nach diesem denkwürdigen Freitagabend in Belgrad ist klar: Die Schweiz ist endgültig zur Sprintnation avanciert.

SRF zwei, sportlive, 18.03.22, 18:05 Uhr ; 

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