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Trotz totaler US-Dominanz Stell dir vor, es ist Leichtathletik-WM und fast keiner geht hin

Obwohl die USA an ihren Heim-Weltmeisterschaften den Medaillenspiegel klar anführen, hält sich die Euphorie in Grenzen.

Zugegeben, dass fast niemand die Leichtathletik-WM in Eugene interessiert, ist übertrieben. Und doch irritieren die leeren Ränge im Hayward Field. Zumal das moderne Stadion in Oregon nur rund 25'000 Plätze fasst und damit nicht einmal einen Drittel der Kapazität des Londoner Olympiastadions ausmacht, wo die WM vor fünf Jahren stattfand.

Leere Ränge und davor Athleten bei einem Rennen
Legende: Keine Seltenheit Topplätze, die während der Wettkämpfe unbesetzt bleiben. Keystone/EPA/Etienne Laurent

Überraschend kommt das geringe Interesse vor allem deshalb, weil mit den USA das Gastgeberland den Medaillenspiegel mit 22 Medaillen klar anführt. Auf allen drei Plätzen, die zu Edelmetall reichen, sind Athletinnen und Athleten aus den Vereinigten Staaten am häufigsten vertreten.

Totale Dominanz im Sprint

Als Beispiel dafür figuriert der 200-m-Sprint am Donnerstagabend: Noah Lyles verteidigte dort mit der viertschnellsten jemals gemessenen Zeit seinen WM-Titel. Er brach zudem den nationalen Rekord von Michael Johnson aus dem Jahr 1996. Hinter ihm holten mit Kenneth Bednarek und Erriyon Knighton zwei Landsmänner Silber und Bronze bei der ersten Heim-WM.

Bereits zuvor hatte die USA – angeführt von Fred Kerley – über die andere Königsdistanz im Sprint sämtliche Medaillen ergattert. Und trotzdem scheint die Mehrheit der US-amerikanischen Sportfans von der WM in Oregon nur wenig mitzubekommen. Auch, weil TV-Rechtehalter NBC die Austragung im eigenen Fernsehprogramm kaum sichtbar präsentiert.

Es fehlt die Begeisterung

Auch Kugelstoss-Weltrekordhalter Ryan Crouser erfüllte in der Heimat beim Rekordtag mit neun Medaillen sein Soll und holte Gold vor zwei anderen US-Amerikanern, erntete dafür aber nicht nur im Stadion kaum spürbare Euphorie. Fehlt dem US-amerikanischen Publikum schlicht das Verständnis für die Sportart oder mangelt es an der sonst so typischen Inszenierung eines Megaevents? Fragen, die sich auch Weltverbandspräsident Sebastian Coe ob der jüngsten Ereignisse stellen dürfte.

2028 stehen im kalifornischen Los Angeles, 1300 Kilometer südlich des «Leichtathletik-Mekkas» Eugene, nämlich die Olympischen Spiele statt. Bis dann will der Vorsteher von World Athletics die Leichtathletik zur fünftbeliebtesten Sportart in den USA gemacht haben – ein ambitioniertes Unterfangen.

SRF zwei, sportlive, 22.07.2022, 02:00 Uhr ; 

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