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Wenn nicht der Athlet, sondern der Schuh im Vordergrund steht
Aus Sportradio vom 30.10.2019.
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 28 Sekunden.
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Neidische Konkurrenz Ein «Wunderschuh» sorgt für dicke Luft

Auch gut zwei Wochen nach Eliud Kipchoges Marathon-Fabelzeit sorgt die Leistung für Wirbel. Oder vielmehr der dabei getragene Schuh.

Mitte Oktober schaffte Eliud Kipchoge in Wien etwas, was zuvor noch kein Mensch geschafft hat. Er lief einen Marathon unter der magischen Marke von 2 Stunden. Offiziell als Weltrekord anerkannt wurde die Leistung nicht.

Der Kenianer lief die 42,195 Kilometer unter «Laborbedingungen»: Kipchoge absolvierte die gesamte Distanz im Windschatten abwechselnder Führungsläufer. Zudem gab ihm eine Lasermarkierung die Pace vor. Im Zentrum der aktuellen Diskussion steht aber das Schuhwerk des 34-Jährigen – und das nicht nur seiner auffälligen Farben wegen.

Der Schuh, den jeder will

Der von einem amerikanischen Sportartikelhersteller herausgebrachte «Wunderschuh» sticht auf den ersten Blick ins Auge. Die äusserst dicke Sohle mutet für einen Laufschuh untypisch an. Aber genau hier liegt das Geheimnis.

Eingearbeitete Karbonplatten sorgen dafür, dass das Zehengelenk beim Abrollen versteift wird, womit weniger Energie verpufft. Gleichzeitig verbessert sich durch das Zusammenspiel des dicken Luftkissens mit der Karbonplatte auch die Laufökonomie des Athleten, weil dieser bei jedem Schritt nach vorne «katapultiert» wird.

Das Objekt der Begierde.
Legende: Das Objekt der Begierde. Keystone

Der «Wunderschuh» respektive ein Vorgängermodell wurde bereits 2017 auf den Markt gebracht. Seit Kipchoges Fabelzeit in Wien ist er jedoch in aller Munde – und jeder will ihn haben. Aber genau hier liegt das Problem.

Weltverband wird aktiv

Viele Athleten sind durch Sponsorenverträge an ihren Ausrüster gebunden. Das heisst, sie können ihr Schuhwerk nicht frei wählen. Und haben deshalb möglicherweise einen Wettbewerbsnachteil.

Umgehen wollte dies am Dubai Marathon etwa Herpassa Negasa. Der Äthiopier lief die Strecke mit besagtem Schuh und überklebte dabei das Logo, weil er bei einem anderen Ausrüster unter Vertrag steht. Als der Schwindel aufflog, hatte dieser zwar keine Freude, Negasa aber verbesserte seine Bestzeit gleich um 6 Minuten.

Der Wirbel um den «Wunderschuh» hat auch den internationalen Leichtathletikverband (IAAF) auf den Plan gerufen. Dieser soll klären, ob durch diesen ein unfairer Wettbewerbsvorteil entsteht.

Sendebezug: Radio SRF 1, Morgengespräch, 30.10.2019, 06:20 Uhr

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