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Sprinterin im «Sportpanorama» Alfred: «Ging durchs Feuer, jetzt kann mich nichts mehr umhauen»

100-m-Olympiasiegerin Julien Alfred spricht im «Sportpanorama» über den Tod ihres Vaters und den Ratschlag ihres Idols.

Es war wahrlich kein einfacher Weg, der Julien Alfred zu Gold über 100 m an den Olympischen Spielen 2024 in Paris geführt hat. Aufgewachsen auf der kleinen Karibik-Insel St. Lucia, starb ihr Vater, als sie 12 Jahre alt war. Mit 14 verliess sie die heimischen Gefilde und ging nach Jamaika. Anfang 20 dann der Umzug in die USA, sie studierte an der Universität in Texas und feilte weiter an ihrer Leichtathletik-Karriere.

Ich weiss , dass ich ihn stolz gemacht habe.
Autor: Julien Alfred über ihren gestorbenen Vater

«Es war keine einfache Zeit», blickt Alfred zurück. Vor allem der Tod des Vaters war ein einschneidendes Erlebnis. Aber: «Wenn ich sehe, was ich alles erlebt habe, kann mich nichts mehr umhauen. Ich bin durchs Feuer gegangen, jetzt kann mich nichts mehr aufhalten.»

Im Nachhinein ist Alfred überzeugt, dass all die Widerstände, die sie damals zu überwinden hatte, den grossen Triumph in Paris im letzten Jahr erst möglich gemacht haben: «Ich bin dadurch ein stärkerer Mensch geworden, auch mental.»

Im Moment ihres grössten Erfolgs waren dann auch die Gedanken an ihren Vater wieder präsent. «Es war sehr traurig, dass er nicht dabei sein konnte. Er hat immer an mich geglaubt. Ich weiss aber, dass ich ihn stolz gemacht habe», so die 24-Jährige.

St. Lucia im Ausnahmezustand

Nach dem Olympiasieg stand ihre Heimatinsel kopf. Tagelang wurde Alfred bei ihrer Rückkehr gefeiert, schliesslich war sie die erste Goldmedaillen-Gewinnerin aus St. Lucia. «Die Menschen kamen von überall her», so Alfred. Es sei überwältigend gewesen, «ich habe jeden Tag geweint. Ich bin zutiefst dankbar für die Unterstützung.» Schliesslich wurde gar ein Feiertag nach ihr benannt.

Wie gross die Verehrung von Alfred in ihrer Heimat ist, weiss Jason Joseph. Der Schweizer Hürdensprinter hat Wurzeln auf St. Lucia. «Sie ist dort eine Königin», sagt Joseph.

Das Vorbild und sein Ratschlag

Alfreds grosses Vorbild ist der ehemalige Superstar Usain Bolt. Zufällig traf sie ihr Idol dieses Jahr an einem Meeting in Oslo. Als sie ihn von der Tribüne aus erblickte, sprintete sie los und liess sich kurz darauf zusammen mit ihm ablichten.

Auch einen Ratschlag holte Alfred ein. Auf die Frage, wie er trotz all der Erfolge den Fokus nicht verloren habe, meinte Bolt: «Du darfst dich nicht ablenken lassen.» Das will sich Alfred zu Herzen nehmen, schliesslich ist der Rummel um ihre Person nach dem Olympiasieg sprunghaft angestiegen.

WM wie Olympia?

Das nächste grosse Ziel von Alfred ist die WM in Tokio ab Mitte September. Davor wird sie am Donnerstag noch bei Weltklasse Zürich im Letzigrund im Rahmen der Diamond League zu bewundern sein.

Programm-Hinweis

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Verfolgen Sie das Diamond-League-Meeting Weltklasse Zürich am Mittwoch und Donnerstag ab 17:30 Uhr bzw. 18:30 Uhr live auf SRF zwei und in der SRF Sport App. Der 100-m-Sprint der Frauen findet am Donnerstag um 20:02 Uhr statt.

Vor der WM präsentiert sich die Ausgangslage ähnlich wie in Paris vor einem Jahr. Alfred reist nicht als Topfavoritin an, die Amerikanerin Melissa Jefferson-Wooden ist in diesem Jahr in 10,65 Sekunden deutlich schneller gelaufen als Alfred (10,75 als Saison-Bestleistung). Doch wie Alfred schon sagte: Davon wird sie sich bestimmt nicht aufhalten lassen.

SRF zwei, Sportpanorama, 24.08.2025, 18:00 Uhr ; 

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