Zum Auftakt von Weltklasse Zürich werden am Mittwochabend auf dem Zürcher Sechseläutenplatz fünf Disziplinen ausgetragen. Unter anderem treten die Männer im Stabhochsprung und im Weitsprung an. Während die Fans im Stabhochspringen dank Armand Duplantis (SWE) mit einem Weltrekord liebäugeln dürfen, ist dies im Weitsprung nicht der Fall.
Jener Weltrekord, aufgestellt von Mike Powell (USA) an der WM in Tokio, besteht seit ziemlich genau 34 Jahren. Und man muss kein Prophet sein, wenn man voraussagt, dass Powells 8,95 m vom 30. August 1991 noch ein paar Jährchen Bestand haben werden.
Fakt ist nämlich, dass in den letzten Jahren niemand mehr auch nur in die Nähe der 8,95 m gesprungen ist. Die zwanzig weitesten Sprünge aller Zeiten wurden allesamt vor 2010 aufgestellt. Der grösste Satz in den letzten 5 Jahren gelang dem Griechen Miltiadis Tentoglou, als er im Vorjahr in Rom auf 8,65 m sprang. Nur 31 Sprünge gingen jemals weiter. Gleichwohl fehlten Tentoglou satte 30 cm zu Powells Weltrekord.
Oft wurde illegal nachgeholfen
Wie kann es sein, dass in einer Zeit, in der das Wissen in Sachen Trainingslehre, Ernährung oder Erholung so umfangreich wie nie zuvor ist, kein Athlet auch nur in die Nähe des Weltrekords springt? Die einleuchtendste Erklärung lautet: Doping.
16 der 20 weitesten Sprünge stammen aus der Zeit von 1982 bis 1995. Einer Periode also, in welcher nachweislich – in bestimmten Ländern gar flächendeckend – gedopt wurde, nicht zuletzt in der Leichtathletik. Prominente Dopingfälle wie jener von Ben Johnson (CAN), Randy Barnes (USA), Katrin Krabbe (GER, damals DDR) oder auch der Schweizerin Sandra Gasser fallen in jene Jahre. Rekordspringer Powell wurde hingegen nie positiv getestet.
Ehammer fehlt ein halber Meter auf Powell
Andreas Hediger, stellvertretender Meeting-Direktor bei Weltklasse Zürich, gibt einen weiteren Erklärungsansatz. «Die neuen Entwicklungen bei den Leichtathletik-Schuhen hat in den Sprungdisziplinen viel weniger Einfluss als in den Laufdisziplinen», sagt der langjährige Weitsprung-Coach. Kommt hinzu, dass der Weitsprung nicht mehr die gleiche Bedeutung hat wie vor 30 Jahren. «Das grosse Schaufenster ist nun mal: Wer ist die schnellste Frau der Welt und wer ist der schnellste Mann der Welt», so Hediger.
Und so nimmt Simon Ehammer am Mittwoch nicht den Weltrekord, sondern den Tagessieg ins Visier. Mit seiner nationalen Bestmarke von 8,45 m ist er übrigens die Nummer 49 der Welt. In der Geschichte des Weitspringens gingen 248 Sprünge weiter – der grösste Teil davon vor der Jahrtausendwende.