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Erfolgreicher Biathlet Tüftler Stalder auf dem Weg an die Weltspitze

Sebastian Stalder startet erfolgreich in die neue Biathlon-Saison – auch dank eines Gewehrschafts der Marke Eigenbau.

Nicht viel hätte gefehlt, und Sebastian Stalder hätte am vergangenen Wochenende Sportgeschichte geschrieben. Der 25-Jährige hatte den ersten Schweizer Sieg im Weltcup quasi auf dem Gewehr.

Am Ende waren es 19 von 20 Schüssen, die den Weg ins Ziel fanden. Stalder beendete den Einzel-Wettkampf über 20 km im schwedischen Östersund auf dem 5. Rang. Ein starker Start in die neue Weltcup-Saison und für Stalder die Egalisierung seines Karriere-Bestresultats. Auch dieses hatte er im vergangenen März im schwedischen Biathlon-Mekka aufgestellt – damals im Massenstart.

Neben Sebastian war auch Bruder Gion beim Einzel-Wettkampf mit von der Partie. Für ihn war es das erste Rennen im Weltcup. Ein grosser Moment für die Familie Stalder – nicht nur auf dem Schnee in Östersund, sondern auch zu Hause im zürcherischen Wald.

Das Familienunternehmen Stalder

Mutter Doris und Vater Rolf verfolgten das Rennen im heimischen Wohnzimmer. Die Liebe zum Langlauf und Biathlon brachte Mutter Doris, die selbst leidenschaftliche Langläuferin und Trainerin beim Skiclub Bachtel ist, in die Familie.

So konnte Sebastian vom Erfahrungsschatz seiner Mutter profitieren. Und Vater Rolf war als Zimmermann mit eigener Werkstatt eine wichtige Unterstützung. Denn dort wurden früher kaputte Gewehrschäfte repariert und den Jungs zur Verfügung gestellt. So konnte das Familienbudget entlastet werden.

Gemeinsam mit dem älteren Sohn Sebastian wurde intensiv an den Schäften getüftelt. Das hauseigene System bringt Vorteile vor allem beim Laden der Waffe vor den einzelnen Schiessen. Einige wenige Sekunden lassen sich damit gewinnen. Klingt nach wenig, kann im Biathlon aber entscheidend sein. Dazu ist die Gewichtsverteilung bei den Reservemagazinen besser.

Diese Schäfte werden mittlerweile nicht nur für die eigenen Söhne gebaut, auch andere Biathleten schwören auf das System. So laufen beispielsweise Jeremy Finello und Lydia Hiernickel mit einem solchen Modell. Eines, das mehrheitlich in Handarbeit in der eigenen Werkstatt in Wald ZH entsteht.

Die beiden Brüder verstehen sich blendend

Zurück in Östersund: Für Bruder Gion war es ein besonderes Weltcup-Debüt. Denn weil er erst ganz am Schluss des Wettkampfes starten musste, erlebte Gion das Rennen von Sebastian hautnah mit. So sehr, dass er mit Freudentränen in den Augen zusah, wie Sebastian lange auf Podestkurs lag. Sicher nicht die ideale Vorbereitung für sein eigenes, erstes Rennen.

Diese Episode macht deutlich, wie gut sich die beiden Stalder-Brüder verstehen. Sie teilen sich, wenn immer möglich, das Hotelzimmer. Und beide sind mittlerweile auch gemeinsam beim Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit beschäftigt, wo sie – natürlich gemeinsam – die Ausbildung absolvieren.

Im Moment ist es beim Biathlon noch Sebastian, der seinem jüngeren Bruder in der neuen Weltcup-Welt hilft. Aber das wird sich einpendeln, ist Sebastian überzeugt. Wie es denn sein wird, wenn vielleicht Gion seinen älteren Bruder plötzlich sportlich überholt? Da erntet man ein Schulterzucken, das will Sebastian dann entscheiden, wenn es so weit ist. Ein Problem scheint es nicht zu werden.

Übersicht Biathlon

SRF zwei, Sportlive, 26.11.23, 14:00 Uhr

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