Zum Inhalt springen

Nach 9 Jahren Durststrecke Wegers weiter Weg zurück auf das Podest

Fast 9 Jahre nach seinem letzten Podestplatz ist Biathlet Benjamin Weger wieder dort, wo ihn damals viele öfters erwartet haben. Es war ein beschwerlicher Weg voller schmerzhafter Rückschläge.

Sein Aufstieg war spektakulär. 2010 darf Benjamin Weger als 20-jähriger Jungspund an die Olympischen Spiele in Vancouver. Im Dezember desselben Jahres stürmt er als 2. im Einzel in Pokljuka erstmals das Podest und löst den heutigen SRF-Experten Matthias Simmen (3. im Sprint in Hochfilzen 2006) als bestplatzierter Schweizer Biathlet ab.

Spätestens als in der Saison 2011/12 drei weitere Podestplätze folgen, wird der junge Walliser bereits mit Dario Cologna verglichen. Doch wie komplex der Biathlon-Sport ist, wie viele technische, taktische, physische und psychische Komponenten zusammenspielen müssen, das erfährt Weger in den folgenden Jahren auf die harte Tour.

Die nächste Saison misslingt. Gesamtrang 41, Trefferquote runter, Laufgeschwindigkeit runter. Mehrere Baustellen gleichzeitig erschweren die Problemfindung. Statt bei seiner zweiten Olympia-Teilnahme 2014 zu glänzen, kassiert Weger mit den Rängen 47 und 69 zwei Denkzettel.

Die Puzzleteile passen nicht zusammen

In den folgenden Jahren deutet Weger immer wieder einzelne Qualitäten an, aber nie alle gleichzeitig. 2014/2015 gehört er zu den schnellsten Läufern überhaupt, trifft die Scheiben aber seltener als zu Beginn seiner Karriere.

Danach steigert er die Trefferquote, verliert aber an Tempo beim Schiessen. In der Zwischenzeit rücken Athleten nach, die kaum mehr Schwachstellen haben. So reicht es Weger nach dem Podestplatz 2012 zu insgesamt 38 (!) Top-10 Rängen, aber nie mehr unter die Top 3. Bis zum Sonntag.

Der Saisonabbruch als Schlüsselmoment

Im letzten Winter bleibt der Obergommer deutlich unter seinen Erwartungen. Er bricht die Saison nach der WM ab, nimmt sich eine Auszeit mit der Freundin in Neuseeland, weit weg vom Biathlonsport.

Der Re-Start mit Trainingsrückstand und neuem Coach ist holprig, doch Weger spürt bald die Rückkehr des alten Selbstvertrauens. Die Statistik-Auswertung zeigt nicht nur, dass er so gut trifft wie noch nie (88,5% Treffer-Quote), sondern dass er gleichzeitig auch deutlich schneller schiesst (siehe Grafik).

Die Schiesszeiten von Weger, sind aktuell so tief, wie nie zuvor (s. rote Linie). Vor allem liegend hat der Walliser einen grossen Sprung nach vorne gemacht.
Legende: So gut wie noch nie Die Schiesszeiten von Weger, sind aktuell so tief, wie nie zuvor (s. rote Linie). Vor allem liegend hat der Walliser einen grossen Sprung nach vorne gemacht. realbiathlon.com

Endlich scheinen die Puzzleteile ineinanderzugreifen. Auch wenn sich der 31-Jährige nicht mehr an Podestplätzen messen will, sondern eher am Gesamtrang am Ende der Saison, so ist die Erleichterung nach so vielen knapp verpassten Podestplätzen gross. Genau wie das Vertrauen, auf dem richtigen Weg zu sein; auch wenn es ein weiter war.

Livestream auf srf.ch/sport, 17.01.2021 12:20 Uhr

Meistgelesene Artikel