Die Favoriten
Wenn es im Weltcup am Königssee zugleich um den Europameister-Titel geht, sind die Favoriten klar: Alles andere als ein Heimsieg käme einer Sensation gleich. Deutschland ist mit Doppel-Olympiasieger Francesco Friedrich, Felix Lochner und Nico Walther überragend aufgestellt. SRF-Bob-Experte Christian Reich meint sogar: «Nicht einmal ein deutscher Dreifach-Sieg würde mich überraschen.»
Das Potenzial, die deutsche Phalanx zu durchbrechen, sieht der Aarauer bei zwei Piloten: dem Letten Oskars Kibermanis und dem Kanadier Justin Kripps. Da die EM traditionell im Rahmen eines Weltcups durchgeführt wird, ist auch ein kanadischer Tagessieg möglich.
Die Schweizer
Nach den Rücktritten der Routiniers Rico Peter, Beat Hefti und Clemens Bracher steht die Schweiz vor einem Neuanfang. Oder wie Reich sagt: «Wir sind bobsport-technisch im Jahr Null.» Die grössten Ambitionen hat Michael Vogt. «Mit 22 Jahren ist er sicher fahrerisch und athletisch noch nicht auf dem Zenit. Da gibt es noch einiges zu verbessern, er ist aber ein Versprechen für die Zukunft», schätzt ihn Reich ein. Noch unerfahrener ist Timo Rohner. Dieser müsse noch vieles lernen.
Im Viererbob stellt die Schweiz mit Pius Meyerhans den ältesten Fahrer im ganzen Feld. Über den 51-Jährigen sagt Reich: «Fahrerisch ist er gut unterwegs, hat gutes Material. Aber am Start hat er keine Chance.» Selbiges gelte für Martina Fontanive , die bei den Frauen am Start steht. Das Resümee Reichs: «Mit den Schweizern ist definitiv nicht zu rechnen, wenn es um einen Top-Ten-Platz geht.»
Die Strecke
«Entweder man hasst oder liebt die Strecke am Königssee», meint der mehrfache WM-Medaillengewinner. Die ehemalige Rodelbahn sei oben extrem eng , ein guter Start essentiell. In den S-Kurven habe man ständig Arbeit. «Durch den Kreisel muss man dann den Schwung mitnehmen und möglichst nicht mehr lenken. Dann mit hohem Tempo zur Echowand , wo es bergauf geht. Ein Fehler in dieser Passage und der Speed ist weg. Eine tricky Bahn, auf der man mit Gefühl und Mumm fahren muss.»
Sendebezug: SRF zwei, sportaktuell, 10.1.2019, 22:25 Uhr