«Float like a butterfly, sting like a bee» - «Schwebe wie ein Schmetterling, steche wie eine Biene». Muhammad Ali boxte auf seine ganz eigene Weise. Der Amerikaner umtänzelte seine Gegner, liess zwischenzeitlich demonstrativ die Arme hängen und die Schläge seiner Gegner dank flinker Beine verpuffen. «Ali Shuffle» wurde der Stil genannt.
1964 schickte ein gewisser Cassius Clay auf diese Weise Sonny Liston auf die Bretter. «Ich bin der Grösste», schrie ein euphorisierter 22-jähriger Champion wieder und wieder in die Ränge der Convention Hall von Miami. Wenig später bekannte sich Clay zur «Nation of Islam» und liess seinen Namen auf Muhammad Ali ändern.
Das Mundwerk kämpft mit
Die Attitüden auf dem Weg nach oben sollten auch Alis weitere Karriere und sein ganzes Leben prägen. Vor und während der zahlreichen Kämpfe, bei welchen er seinen Titel verteidigte, setzte er Stiche mit seinem geschliffenen Mundwerk. In Reimen beliebte er seine Gegner im Vorfeld zu provozieren und gleichzeitig Punkte beim Publikum zu sammeln.
Die grössten Gegner Alis waren aber bald nicht mehr Sportler, sondern Behörden. Ali weigerte sich, seinen Wehrdienst anzutreten. Dieser hätte ihn mit grosser Wahrscheinlichkeit nach Vietnam gebracht. Alis Dienstverweigerung hatte Folgen. Zwar wurde die Verurteilung zu einer Gefängnisstrafe revidiert, doch Ali erhielt keine Boxlizenz und musste mitansehen, wie andere um den WM-Titel boxten.
Ali profilierte sich bei seinen Anhängern, indem er öffentlich Stellung gegen den Vietnam-Krieg bezog. Er wurde bald zu einem prominenten Kämpfer gegen die Unterdrückung der afroamerikanischen Bevölkerungsminderheit. Die Mitgliedschaft in der «Nation of Islam», welche rassistischen Black-Supremacy-Ideologien nahestand, mahnt jedoch zu einem kritischen Blick auf Alis politische Haltung in jener Zeit.
Muhammed Ali
Die legendären Fights der 70er Jahre
Erst 1970 war Ali zurück im Ring. Es folgten die grössten Kämpfe seiner Karriere und der Boxgeschichte überhaupt. «Smoking» Joe Frazier war Alis Gegner im «Fight for the Century». Erstmals überhaupt traten zwei ungeschlagene Weltmeister gegeneinander an. Frazier behielt im Madison Square Garden klar die Oberhand nach Punkten.
Die Rückeroberung des Titels gelang Ali erst 1974 gegen George Foreman im «Rumble in the Jungle». Dabei brach der inzwischen 32-Jährige das Boxgesetz, dass geschlagene Weltmeister nicht mehr triumphieren könnten («they never come back»). Dabei kollabierte Ali nach seinem Punktesieg selbst – er hatte über 400 Treffer eingesteckt. Ein Jahr später revanchierte er sich gegen Frazier im «Thrilla in Manila».
Ein Gegner, der nicht zu bezwingen war
Alis sportliche Karriere endete 1981 mit einer Punkteniederlage auf den Bahamas. Im Alter von 36 Jahren legte er seine Boxhandschuhe beiseite. 1990 wurde er für seine sportlichen Leistungen vom IOC als «Sportler des Jahrhunderts» geehrt. 6 Jahre später entzündete er das Olympische Feuer in Atlanta.
In der Öffentlichkeit blieb Ali wegen seines grossen sozialen Engagements und seinem Wunsch, der Polarisierung zwischen westlicher und islamischer Welt entgegenzuwirken, präsent. Er erhielt im Alter von 70 Jahren die Freiheitsmedaille, eine der höchsten zivilen Auszeichnungen der USA.
Über 30 Jahre lang kämpfte Ali gegen die Parkinson-Krankheit an. Erst im Alter von 74 Jahren verlor er diesen längsten und härtesten Fight seines Lebens.
Sendebezug: Radio SRF 1, Morgenbulletin, 04.06.2016, 06:00 Uhr.