Die Schätzungen gehen weit auseinander: Bis zu 200'000 Zuschauer erwarten die optimistischen, gut 100'000 die vorsichtigen Beobachter am Eidgenössischen Turnfest. So oder so ist es der grösste lokale Sportanlass der Schweiz. Dafür sorgen auch die rund 58'000 angemeldeten Teilnehmer.
In 6 Sportarten - Speer, Schwebebalken, Sprung, Barren, Pferd, Reck - massen sich die Turner am ersten Eidgenössischen in Aarau 1832. Bei der 75. Austragung in Biel werden 127 Disziplinen angeboten, 2300 Vereine werden erwartet.
Es geht nicht nur um den Wettkampf
Die Mischung macht es aus. Am Turnfest hat der Spitzensport seinen festen Platz: Im Kunstturnen tritt Claudio Capelli bei den Männern als Titelverteidiger an, bei den Frauen geht Giulia Steingruber als Favoritin ins Rennen um die Nachfolge der zurückgetretenen Ariella Kaeslin.
In erster Linie bietet das Eidgenössische aber einen riesigen «Spielplatz» für Breitensportler, darunter 17'000 Jugendliche. 300'000 Wettkampfminuten lang (oder umgerechnet 210 Tage) wird gestossen, gehoben, gefaustet, getanzt, gehüpft, gefangen, geschwungen und gerannt.
Und nicht zuletzt rückt vor allem am Abend das «Fest» im Wort Turnfest in den Vordergrund. Auch was den Alkohol-Konsum angeht, erreicht der Event rekordverdächtige Werte.
Aufwändige Logistik
Der Aufwand für den 11-tägigen Anlass ist enorm. Das Budget von 20 Millionen Franken übersteigt beispielsweise jenes der Tennis Swiss Indoors in Basel. Sämtliche Hotels sind ausgebucht. Neben dem 20'000 Gäste fassenden Zeltplatz am Bielersee (natürlich der grösste seiner Art) musste auch noch der Konzertsaal des Kongresshauses mit Feldbetten ausgestattet werden.
Der öffentliche Verkehr bringt die Menschen zeitweise im 24-Stunden-Takt von A nach B. Für Biel und die angrenzenden Gemeinden ist es die mit Abstand grösste logistische Herausforderung seit der «Expo.02». Eine Herausforderung die man im Seeland aber gerne annimmt, schliesslich ist das «Eidgenössische» mit seiner Austragung alle 6 Jahre eine Marke - und eine Herzensangelegenheit der Sportschweiz.