Den ganz grossen Exploit hat die Schweizer Handball-Nationalmannschaft am Mittwoch verpasst: Kurz vor Schluss kassierten die Schützlinge von Coach Andy Schmid im EM-Qualifikationsspiel gegen den Olympia-Zweiten den 32:32-Ausgleich.
Was können Coach und Spieler aus dem Spiel für den Showdown am Sonntag in Graz gegen Österreich mitnehmen? «Müde Beine und ausgelaugte Körper», gibt Schmid zu. Die medizinische Abteilung sei in diesen Tagen gefordert. Aber auch: «Wir haben unter Beweis gestellt, dass wir eine gute Mannschaft sind.»
«All in» gegen Österreich
Auch Goalie Nikola Portner hebt den psychologischen Gewinn hervor: «Obwohl wir mit dem einen Punkt nicht zufrieden sind, haben wir Selbstvertrauen tanken können.» Gegen Österreich gelte: «All in. Wenn wir gewinnen, sind wir an der EM. Deshalb gehen wir voll fokussiert ins Spiel.»
Flügel Noam Leopold verspricht: «Wir haben es in unserer Hand und werden alles auf dem Platz lassen, damit wir gewinnen.» Der 22-Jährige war am Mittwoch als bester Schweizer Akteur ausgezeichnet worden. Leopold verwandelte gegen den deutschen Weltklasse-Hüter Andreas Wolff sämtliche 9 Abschlussversuche.
Mit Hypnose zur Überzeugung
Die Kaltblütigkeit kommt nicht von ungefähr: Leopold arbeitet sehr viel in diesem Bereich. Am Tag vor dem Spiel absolvierte er noch eine Hypnose-Sitzung. «Das Mentale macht 80 Prozent meines Jobs aus», so der beim HBC Nantes engagierte Champions-League-Halbfinalist.
Das Ergebnis: «Ich habe keine Angst mehr auf dem Feld, egal wer im Tor steht. Ich will gegen solche Goalies antreten, mache einfach mein Spiel», sagt Leopold.
Auf Augenhöhe
Als Favorit tritt die Schweiz gegen Österreich dennoch nicht an. Immerhin hat die ÖHB-Auswahl gegen Deutschland ebenfalls ein Remis geholt und liegt dank der besseren Tordifferenz vor den punktgleichen Schweizern. Das Hinspiel letzten November in Schaffhausen endete 29:29.
Schmid sagte am Mittwoch: «Was heute ist, zählt morgen schon nicht mehr. Auf dem Papier ist es ein Gegner, der über uns steht. Wir wissen aber, dass es gegen uns schwierig wird, wenn wir die gleichen Grundattribute wie heute an den Tag legen.» Der letzte Satz unterstreicht das neue Selbstverständnis, das sich das Team unter Schmid erarbeitet hat.