«Vom Himmel in die Hölle und wieder zurück» – so hatte Andy Schmid die Gefühlsachterbahn nach dem Auftakt-Debakel gegen Deutschland und dem Unentschieden-Coup gegen Frankreich beschrieben. Entsprechend lange brauchten die Schweizer Handballer am Sonntagabend, um etwas herunterzufahren.
Entsprechend wenig hat Nikola Portner geschlafen. Der Nati-Goalie war beim Unentschieden gegen Frankreich ein überragender Rückhalt. Trotzdem sprach er am Tag danach von «gemischten Gefühlen». Über den Punktgewinn sei man natürlich sehr glücklich gewesen. «Wir haben aber auch viel überlegt, was es gebraucht hätte, um zu gewinnen», so der 30-Jährige, der in seinem Kopf immer wieder die letzte Spielsituation durchging.
Hätte, wäre, könnte – es blieb am Sonntagabend beim 26:26. Und obwohl der Punktgewinn für die Schweizer überraschend kam, hat er die Ausgangslage für das Weiterkommen nur bedingt verbessert. Die Gruppe A in der Übersicht:
- Tabellenführer Deutschland ist mit 4 Punkten bereits sicher weiter.
- Damit die Schweiz noch Zweiter wird, muss sie einerseits gegen Nordmazedonien gewinnen und andererseits darauf hoffen, dass Frankreich gegen Deutschland verliert.
- Die Schweiz und Frankreich hätten dann beide 3 Punkte, womit die Tordifferenz entscheiden würde.
- Aktuell hat Frankreich das um 23 Treffer bessere Torverhältnis.
Die Schweizer müssen also nicht nur gegen Nordmazedonien möglichst hoch gewinnen, sondern gleichzeitig darauf hoffen, dass die «Equipe tricolore» gegen Deutschland hoch verliert.
Nordmazedonien wird alles reinwerfen
Die Chancen auf das Weiterkommen sind für die Handball-Nati also gering. Auch, weil die Partie gegen die noch punktlosen Nordmazedonier an sich schon kein Selbstläufer ist. Der letzte Sieg gegen den Balkan-Staat (34:30) datiert vom 19. Januar 2003. Nach dem darauffolgenden Unentschieden setzte es für die SHV-Auswahl 6 Niederlagen ab.
«Wir wissen, dass es extrem körperbetont, extrem hart wird», blickte Michael Suter voraus. Nordmazedonien sei eine Mannschaft, die das Herz auf der Platte lasse. «Sie spielen das 7 gegen 6 mit zwei sehr guten Kreisläufern stark, das müssen wir bekämpfen», so der nach der EM abtretende Nationaltrainer.
Auch Portner erwartet, dass der Gegner am Dienstag 7 gegen 6 spielen wird. Das habe bisher weder Deutschland noch Frankreich getan. «Wir spielen gegen einen Gegner, der sich dieses Spiel vor der EM wie wir angekreuzt hat. Aus ihrer Sicht wäre es peinlich, wenn sie gegen uns verlieren», ist sich der Schweizer Rückhalt sicher.
Fast sicher ist ebenfalls, dass die Schweizer Kreisläufer nicht so viele Freiheiten geniessen werden wie gegen Frankreich. Lukas Laube, der gegen Frankreich einen glänzenden Tag eingezogen hatte und von Schmid Mal für Mal gekonnt in Szene gesetzt worden ist, erwartet ein schwieriges Spiel. «Es wird ein riesiger Kampf am Kreis für mich und Lucas Meister. Aber dafür ist man Kreisläufer, da kämpft man.»