Mit der Partie BSV Bern – Kadetten Schaffhausen beginnt am Mittwochabend die neue Saison in der höchsten Handball-Liga der Männer. Es ist das Aufeinandertreffen zwischen dem Vize-Meister und dem Serienmeister.
Dabei kommt es in der Halle in Gümligen zu einer Premiere: Erstmals wird in einem Schweizer Ligaspiel der Videobeweis, respektive das Video-Replay, verfügbar sein. Auf diese Saison hin wurde diese technische Neuerung in der NLA der Männer eingeführt. Hierzu wurden in sämtlichen Hallen der obersten Männer-Liga fünf Kameras mit vordefinierten Winkeln montiert. So sind sämtliche Ecken des Spielfelds aus verschiedenen Perspektiven abgedeckt.
Im Handball meldet sich niemand aus dem Keller
Der Videobeweis im Handball ist aber nicht vergleichbar mit dem VAR aus dem Fussball. Bei den Handballern sitzt kein zusätzlicher Schiedsrichter in einem Keller oder am Spielfeldrand. Das Video-Replay dient einzig den Schiedsrichtern, wenn sie sich eine Szene noch einmal anschauen möchten. Weder Trainer noch Spieler dürfen den Einsatz des VAR verlangen. Tun sie es trotzdem, müssen sie mit einer Strafe rechnen.
Philipp Keller, Leiter Topligen beim SHV, sagt: «Im Regelwerk sind Szenen definiert, bei welchen die Schiedsrichter auf die Technologie zurückgreifen dürfen.» Mit dem Videobeweis will man vor allem Fehlentscheide in kritischen Momenten vermeiden. Häufig geht es um die Frage: Zwei-Minuten-Strafe oder rote Karte? Auch Wechselfehler, Rudelbildungen oder spielentscheidende Szenen in den letzten 30 Sekunden eines Spiels können überprüft werden.
International wird Video-Replay längst eingesetzt
Stephan Summ, Leiter Spielbetrieb und Schiedsrichter beim SHV, geht davon aus, dass ein Replay zwischen 60 und 90 Sekunden dauert. Ähnlich wie im Fussball können sich die Unparteiischen die fragliche Szene direkt am Spielfeldrand auf einem Bildschirm anschauen. Auf internationalem Parkett hat sich diese Technologie im Handball längst bewährt.
Man setzt beim Verband darauf, dass die Schiedsrichter «verantwortungsvoll mit dem Videobeweis umgehen und nur in klar definierten, wichtigen Situationen auf ihn zurückgreifen.» Zu viele Unterbrechungen würden den Spielfluss hemmen.
In dieser Saison wird der Handball-VAR erst bei den NLA-Männern eingesetzt. Die Technik mit mindestens fünf Kameras ist aktuell in den Frauenhallen oder in der NLB nicht überall verfügbar. Falls sich das System bewährt, könnte es jedoch künftig auf weitere Ligen ausgedehnt werden.