Die Major League Table Tennis hat am 15. September ihren Spielbetrieb aufgenommen. 8 Teams sind am Start, in der East Division sind dies Carolina Gold Rush, Chicago Wind, Princeton Revolution und die Florida Crocs. Die Gruppe im Westen bilden die Bay Area Blasters, die Portland Paddlers, die Seattle Spinners und Texas Smash.
Dank Draft-Turnier in der US-Liga
Im Kader des Teams aus Houston steht auch der Neuenburger Yoan Rebetez. Am Wochenende des 22.-24. September feierte der 26-Jährige mit seiner Equipe einen ordentlichen Einstand (zwei Siege, eine Niederlage).
Ich glaube, dieses Format kann die Zuschauer in den Bann ziehen.
Der Weg in die MLTT war kein Selbstläufer. «Man musste sich für den Draft einschreiben. Rund 400 Spieler meldeten sich für das Turnier an. Entscheiden konnte man sich für Osten oder Westen», erinnert sich Rebetez. An drei Tagen wurden dann 64 Spieler selektioniert, wovon die Hälfte aus den USA stammen musste. Rebetez wurde an Nummer 45 gezogen.
Niveau der MLTT höher als in der Schweiz
«Mir lief es dort richtig gut. Ich habe zwei stärker eingestufte Gegner besiegt. Zum Glück war mein jetziger Coach Jörg Bitzigeio bei einem dieser Matches anwesend, sonst hätte es wohl nicht geklappt», sagt Rebetez. Der Deutsche führte als Nationalcoach Wu Jiaduo 2009 zum EM-Titel und die deutschen Frauen 2010 zu WM-Bronze.
Das nötige Kleingeld ist vorhanden, schliesslich geht es hier um das Business.
Grosse Stars sucht man in der MLTT vergeblich. Das Niveau der neuen Liga beschreibt Rebetez so: «Sicherlich höher als in der Schweiz, vielleicht eine 2. Bundesliga.» Grösste Namen sind der Pole Daniel Gorak (einst Vize-Europameister im Doppel) und Rebetez' Teamkollegin Amy Wang aus den USA, die aktuelle Weltnummer 31.
Entwicklungspotenzial habe die neue Liga allemal, meint Rebetez. «Das nötige Kleingeld ist vorhanden, schliesslich geht es hier um Business», sagt er. Dass der deutsche Spitzenspieler Dimitrij Ovtcharov beim Team von Princeton und der 4-fache NBA-Champion Manu Ginobili bei den Florida Crocs eingestiegen sind, wertet er als gutes Signal.
«Golden Game» macht Tischtennis zur Show
Wie im US-Sport üblich muss dem Publikum eine Show geboten werden. Die Liga-Verantwortlichen haben deshalb ein innovatives Format kreiert: das Golden Game. In einem finalen Satz auf 21 treten sämtliche Spieler (pro Team muss auch eine Frau dabei sein) gegeneinander an. Ein Spieler steht dabei für lediglich 4 Punkte an der Platte.
Je nach Draft-Position erhalten die Spieler zwischen 1000 und 2000 Dollar Startgage pro Wochenende. Pro Match kommen maximal 1500 Dollar dazu.
Die vorangehenden Duelle dienen lediglich als Vorgeplänkel und definieren den Punkte-Vorsprung des führenden Teams im Golden Game. «Wichtig ist in erster Linie, dass du mindestens einen Satz holst in deinen Einzeln, sonst wird der Rückstand zu gross», erklärt Rebetez.
Im Golden Game geht es dann um die Wurst. «Das erfordert ein komplett anderes Mindset als in allen anderen Wettbewerben. Beim ersten Mal hat meine Hand gezittert beim Service.» Aber er findet Gefallen daran: «Ich glaube, dieses Format kann die Zuschauer in den Bann ziehen. Denn die Karten werden neu gemischt. Für uns als Spieler ist es natürlich anstrengend. Denn innerhalb von 10 Sekunden kann dein Auftritt vorbei sein und du fragst dich: ‹Was war das jetzt?›»
Flug, Unterkunft und ein paar Tausend Dollar
Letztlich hängt von den Resultaten auch der Lohn ab. Rebetez: «Je nach Draft-Position erhalten die Spieler zwischen 1000 und 2000 Dollar Startgage pro Wochenende. Pro Match (es sind 3 pro Weekend, die Red.) kommen maximal 1500 Dollar dazu. Flug, Kost und Logis sind bezahlt.»
Rebetez, der zu 50 Prozent im Homeoffice als Datenanalyst für ein Zürcher Finanzunternehmen arbeitet, spielt auch noch für den ZZ Lancy, den Schweizer Meister der Jahre 2020-2022, und (wegen des Geldes) für den französischen Klub Istres. Bis zu 25 Trainingsstunden pro Woche absolviert Rebetez.