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Der Gastgeber räumt ab Leistungsexplosion der Chinesen sorgt für Fragezeichen

An den Paralympics 2018 gewann China eine Medaille. An den Spielen in Peking sind es heuer bereits 32. Der gewaltige Leistungssprung wirft Fragen auf.

Gastgeber China räumt an den Paralympics in Peking derzeit so richtig ab. Nicht weniger als 32 Medaillen hat das Land an den Heimspielen nach 6 Wettkampftagen abgeholt. Zum Vergleich: Seit der Premiere vor 20 Jahren hatte China mit Gold im Rollstuhl-Curling (2018) nur eine einzige paralympische Medaille gewonnen.

Ganz aus dem Nichts kommt der gewaltige Leistungssprung für Roger Getzmann nicht. «Man konnte schon damit rechnen, dass China alles darin investieren wird, an den Spielen vorne mit dabei zu sein.» Der Schweizer Chef de Mission hat für die Medaillenflut weitere Erklärungen: Zum einen hätten die einheimischen Athleten die Wettkampfanlagen schon seit Jahren testen können, zum anderen habe China diverse europäische Trainer engagiert und sich so immenses Know-How gesichert.

Auch Sandra Gredig, Trainerin der Schweizer Langläufer, überrascht die plötzliche chinesische Dominanz nicht. «Seit den Spielen in Pyeongchang ist China sehr professionell unterwegs.» Skepsis kommt bei Gredig nicht auf. Im Langlauf fehle leider der Vergleich mit den russischen Athleten, der für die Einordnung der Resultate hilfreich gewesen wäre. Aber so habe sie aufgrund der immensen Investitionen keine Gründe, die Top-Leistungen anzuzweifeln.

Vorwurf «Klassifizierungsdoping»

Deutlich kritischer werden die Erfolge Chinas in Deutschland betrachtet, sogar von «Klassifizierungsdoping» ist beim nördlichen Nachbarn die Rede. Die Einstufung der Athleten in Klassen, die einen fairen Vergleich zwischen unterschiedlich beeinträchtigten Sportler überhaupt erst möglich macht, wird offen in Frage gestellt.

Reines chinesisches Podest an Paralympics
Legende: Chinesisches Podest Im Snowboardcross der Männer gewann China alle Medaillen. Keystone

«Wenn man das mit den Funktionsbildern von anderen mit gleichen Prozenten vergleicht, kann man schon manchmal staunen, wie das zustande kommt», sagte der deutsche Chef de Mission Karl Quade. «Die Chinesinnen und Chinesen waren lange nicht gesehen, tauchen hier plötzlich in dieser Form auf». Er finde es «schon ein bisschen erstaunlich, wie gut einige sind».

Fehlende Transparenz

Weil der Grad der Behinderungen nicht bis ins letzte Detail messbar sind, war die Klassifizierung der Athleten bei Paralympics schon immer ein Problemfeld. Getzmann stört vor allem die Tatsache, dass das System keine Protestmöglichkeiten ermöglicht und so wenig transparent ist. «Es gäbe wohl deutlich weniger Diskussionen, wenn die Einteilungen erklärt werden würden.»

SRF zwei, «Para-Graf», 09.03.22, 18:50 Uhr ; 

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