Es ist oft ein schmaler Grat zwischen Chance und Risiko. Das ist auch Flurina Rigling bewusst. Die Schweizer Para-Cyclerin greift an den Paralympics in Paris sowohl auf der Strasse als auch auf der Bahn an. Der 27-Jährigen steht ein Mammut-Programm bevor. Nach den Paralympics (28. August bis 8. September) ist vor der Heim-WM in Zürich (21. bis 29. September).
Natürlich sei das eine Herausforderung, weiss die Zürcherin. «Ich verlasse mich da auf meine Erfahrung und mein Umfeld. Ich habe einen Plan, der mir aber auch Flexibilität ermöglicht.» Sich für eine Disziplin zu entscheiden kam nicht in Frage: «Ich sehe das als grosse Chance. Auf der Bahn schätze ich, dass man Gefühl für den Speed braucht. Es liegt mir, dass ich auf mich selbst hören muss. Das Strassenrennen ist taktischer.» Seit der WM 2021 hamstert Rigling WM- und EM-Edelmetall. In diesem Frühling in Rio kamen etwa der WM-Titel im Omnium und drei weitere Medaillen dazu.
Bei ihrer Paralympics-Premiere gibt Rigling nicht die Medaillen als Ziel aus: «Es tönt langweilig, aber mein Ziel ist es, bei mir zu bleiben.» Leicht wird es trotz unzähliger Meriten tatsächlich nicht. Denn an den Paralympics wurden die Kategorien 1 bis 3 zusammengelegt. Heisst: Die 27-Jährige, die seit der Geburt wegen dem Fehlen von 4 Finger- und Fusssträngen über eine stark eingeschränkte Griff- und Tretfähigkeit verfügt, fährt zugleich gegen stärker (Kategorie 1) und weniger stark eingeschränkte Gegnerinnen (3).
Rigling und das nächste Level
In einigen Disziplinen wird dies mit einem «Faktor» ausgeglichen, nicht so im Strassenrennen. Für Rigling sind die Wettkämpfe in Paris also eine «Blackbox», sie nimmt es sportlich: «Das muss man akzeptieren. Es ist das ‹next level› für mich, es ist Zeit dafür.»
Es kommen spannende Monate auf Rigling zu. Welcher Grossanlass hat für sie den höheren Stellenwert? «Die Paralympics sind gesellschaftlich sehr wichtig. Und für die Heim-WM bin ich Botschafterin.» Sie habe einen Plan, wie die Kräfteaufteilung gute Resultate an beiden Events möglich macht. Wie immer sieht die Sportlerin Rigling primär die Chance – nicht das Risiko.