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35. Etappensieg an der Tour? Eine letzte Chance: Cavendish jagt den Rekord für die Ewigkeit

Mit 38 Jahren nimmt die britische Sprint-Legende einen letzten Anlauf, sich endgültig in den Geschichtsbüchern der Tour zu verewigen.

Mark Cavendish.
Legende: Ist ihm das perfekte Karriereende vergönnt? Mark Cavendish jagt in Frankreich Etappensieg Nummer 35. imago images/ANP

Mark Cavendish wird am Samstag seine letzte Tour de France unter die Räder nehmen. 13 Mal ist er in seiner Karriere zur «Grande Boucle» gestartet. Das Ziel in Paris hat er bei weitem nicht immer erreicht. Manchmal waren es Stürze, die den Briten vorzeitig aus dem Rennen nahmen. Manchmal war es der Kontrollschluss, der ihm zum Verhängnis wurde oder er war einfach schlicht zu erschöpft, die Rundfahrt zu Ende zu fahren.

Doch Cavendish hat an der Tour de France auch seine Spuren hinterlassen. Nicht nur manchmal, sondern 34 Mal. So oft konnte der Sprinter von der Isle of Man eine Etappe gewinnen. Damit steht er auf einer Stufe mit Eddy Merckx. Die Marke des legendären Belgiers schien eine für die Ewigkeit zu sein. Vor 15 Jahren aber begann Cavendish damit, daran zu rütteln.

Liebe auf den zweiten Blick

Liebe auf den ersten Blick war es nicht. Zu diesem Schluss kann man zumindest kommen, wenn man auf die Tour-Premiere von Cavendish zurückblickt. In seiner ersten vollen Saison als Profi fiel der Startschuss zur Tour de France 2007 ausgerechnet in London – und die 1. Etappe endete für den 22-jährigen Rookie nach einem Sturz 20 km vor dem Ziel in Tränen.

Es blieb nicht der einzige. Cavendish ging in den folgenden Etappen fast täglich zu Boden. Die 8. Etappe in den Alpen fuhr er schliesslich nicht mehr zu Ende. Was sich bis zu diesem Zeitpunkt nicht wie der Beginn einer Liebesgeschichte anhört, änderte sich ein Jahr später.

Mark Cavendish an der Tour de France 2007
Legende: Die erste Tour war schmerzhaft Mark Cavendish lässt im Jahr 2007 während der 6. Etappe seine Blessuren versorgen. Getty Images/Friedemann Vogel/Bongarts

Gleich 4 Mal konnte der Brite 2008 die Hände in die Höhe reissen. Und das war nur ein kleiner Vorgeschmack darauf, wie sehr Cavendish die Tour in den folgenden Jahren prägen sollte. 2009 glänzte er mit nicht weniger als 6 Tagessiegen, in den beiden folgenden Jahren waren es jeweils 5.

Von ganz unten nach ganz oben

Die Tour de France hat Cavendish aber auch ihre schmerzhafte Seite gezeigt. 2014 blieb er erstmals wieder ohne Etappensieg. Der Startschuss zur Rundfahrt fiel wie 2007 auf der Insel. Und erneut wurde es für den Sprintstar schmerzhaft. Auf dem Weg nach Harrogate, der Heimatstadt seiner Mutter, ging Cavendish zu Boden. Er verletzte sich dabei an der Schulter, die Tour war gelaufen.

Nachdem Cavendish der Tour 2016 mit 4 Etappensiegen noch einmal den Stempel aufgedrückt hatte, folgten schwierige Jahre. Zwei davon litt er an den Folgen des Pfeifferschen Drüsenfiebers, Siege wurden zur Mangelware oder blieben wie an der Tour gänzlich aus. Bis der Unverwüstliche 2021 mit 4 weiteren Etappensiegen an fast schon vergessene Zeiten anknüpfte – und mit dem grossen Eddy Merckx gleichzog.

Sprinter werden leiden

Nun also hat Cavendish noch eine einzige Chance, Merckx zu überflügeln und sich zum alleinigen Rekordsieger zu machen. Mit genau diesem Ziel vor Augen hat er für seine letzte Saison beim Team Astana-Qazaqstan unterschrieben. Mit Mark Renshaw verpflichtete der Rennstall eigens im Hinblick auf die Tour einen Sprint-Berater für Cavendish. Der Australier war lange Jahre «der letzte Mann» im Sprintzug für Cavendish, führte seinen Captain zu zahlreichen Tagessiegen.

Wenn auch Cavendish verglichen mit anderen Teams nicht über die allerbesten Anfahrer verfügt, hat er gezeigt, dass mit ihm noch immer zu rechnen ist. Am Giro durfte er sich in Rom als Tagessieger feiern lassen. Es war sein 17. Etappengewinn an der Italien-Rundfahrt.

Video
Archiv: Cavendish sprintet in Rom zum Sieg
Aus Sport-Clip vom 28.05.2023.
abspielen. Laufzeit 1 Minute 54 Sekunden.

An der Tour de France wird Cavendishs Mission Rekordsieg durch die Streckenführung nicht gerade begünstigt. Zwar stehen 8 flache Etappen im Roadbook, angesichts von 8 Bergetappen werden die Sprinter aber leiden.

Der frühere deutsche Radprofi Jan Ullrich geht gar noch ein Stück weiter: «Ich bin überzeugt: Diese Tour wird die härteste Tour aller Zeiten. Die Sprinter bei dieser Tour tun mir richtig leid, die werden kämpfen und leiden müssen», sagte der Sieger von 1997 im Bild-Interview. Ullrich rechnet daher damit, dass «einige wahrscheinlich aus der Karenzzeit fallen».

Radio SRF 1, 29.06.2023, 06:15 Uhr Morgengespräch;

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