- Annemiek van Vleuten wird in Wollongong zum zweiten Mal in ihrer Karriere Weltmeisterin auf der Strasse.
- Die 39-jährige Niederländerin, die mit gebrochenem Ellbogen antrat, düpierte auf dem letzten Kilometer die Konkurrenz, die sich auf einen Schlusssprint einstellte.
- Elise Chabbey beendete das Rennen als beste Schweizerin auf Rang 9, Marlen Reusser auf Rang 13.
Annemiek van Vleuten hat ihrer ohnehin schon aussergewöhnlich erfolgreichen Saison ein weiteres Kapitel hinzugefügt. Nach den Gesamtsiegen am Giro, der Tour de France und der Vuelta krönte sich die Niederländerin mit 39 Jahren zum zweiten Mal zur Strassenweltmeisterin.
Es war die Hölle, ich konnte nicht wirklich aus dem Sattel und musste das Rennen im Sitzen fahren.
Van Vleuten hatte im Vorfeld eigentlich zu den grossen Favoritinnen auf den Titel gezählt. Eigentlich deshalb, weil sich die Niederländerin im Mixed-Teamzeitfahren am Mittwoch den Ellbogen gebrochen hat. Zuerst war unklar, ob sie überhaupt antreten wird. Und als ihre Teilnahme dann am Freitagabend feststand, hiess es, die Zeitfahr-Olympiasiegerin von Tokio werde sich als Helferin in den Dienst der Mannschaft stellen.
Auf dem letzten Kilometer fuhr Van Vleuten dann aber ihr eigenes Rennen – und düpierte die gesamte Konkurrenz. Wie aus dem Nichts schoss sie an einer 9-köpfigen Spitzengruppe vorbei, die sich bereits auf einen Sprint vorbereitete. Hinter der Saisondominatorin sprintete Lotte Kopecky/BEL zu Silber, Bronze ging an die Italienerin Silvia Perisco.
«Ich kann es nicht glauben», sagte eine über sich selbst überraschte Van Vleuten im Ziel. «Ich konnte wegen meines Ellbogens nicht richtig sprinten. Also dachte ich, dass ich von hinten attackieren muss. Es war die Hölle, ich konnte nicht wirklich aus dem Sattel und musste das Rennen im Sitzen fahren.»
Reusser versucht's alleine
Beste Schweizerin im mit 164 Kilometern längsten WM-Frauenrennen der Geschichte wurde Elise Chabbey. Die Genferin sprintete als Teil der Spitzengruppe, die von Van Vleuten düpiert wurde, auf den 9. Platz. Marlen Reusser, die Chabbey auf den letzten Kilometern wieder an die Spitze herangeführt hatte, belegte Rang 13. Beide Schweizerinnen fuhren ein sehr aktives Rennen.
Reusser war es zuvor gewesen, welche die Schweiz von einer Medaille hatte träumen lassen. Die Zeitfahr-Bronzegewinnerin riss mit einem starken Antritt eine Lücke auf und setzte sich vom Feld ab. Im letzten Anstieg zum Mount Pleasant – die rund einen Kilometer lange Steigung musste insgesamt 6 Mal bewältigt werden – wurde die Bernerin aber bereits wieder gestellt.
So war es am Ende Van Vleuten, welche die Sekunden der Unachtsamkeit auf dem letzten Kilometer gnadenlos ausnutzte. Und die Titelkämpfe in Wollongong nach zwei missglückten Zeitfahren (Einzel Platz 7/Team Platz 5 und Sturz) doch noch mit einer Medaille krönte.