Der 106. Giro d'Italia hat seinen grössten Star verloren – wegen Corona. Der belgische Weltmeister hatte nach seinem Zeitfahrsieg am Sonntag einen positiven Corona-Test abgelegt. Statt am Dienstag in der Maglia Rosa die zweite Woche in Angriff zu nehmen, reiste Evenepoel am Montag zurück nach Belgien.
Bereits unmittelbar nach der 9. Etappe hatte es erste Warnzeichen gegeben. Nachdem Evenepoel das Zeitfahren etwas zu schnell angegangen und im Ziel völlig ausgepumpt war, klagte er an der Medienkonferenz über leichte Erkältungssymptome. Nur wenige Stunden später vermeldete sein Soudal–Quick-Step-Team den Rückzug des 23-Jährigen.
Evenepoels Ausstieg war letztlich ein Entscheid des Teams. Nachdem der Internationale Radsportverband UCI zu Saisonbeginn die Corona-Bestimmungen gelockert hat, gibt es keine verpflichtenden Tests mehr. Stattdessen ist es nun Sache der Teams, wie sie mit dem Virus umgehen.
Bereits der 6. Rückzug seit dem Start
In Italien scheint Evenepoel sein Glück noch nicht gefunden zu haben. 2020 erlitt er bei der Lombardei-Rundfahrt nach einem spektakulären Sturz einen Beckenbruch, sein Comeback 10 Monate später beim Giro verlief wenig erfolgreich. Und in diesem Jahr war er vor seinem Corona-Aus bereits zweimal gestürzt, einmal wegen eines Hundes.
Neben Evenepoel mussten seit dem Start des Giro bereits 5 weitere Fahrer nach einem positiven Test aufgeben, darunter auch prominente Namen wie der frühere Tour-Zweite Rigoberto Uran oder der zweimalige Zeitfahr-Weltmeister Filippo Ganna. Plötzlich macht das Virus die Gesamtwertung wieder zu einem Roulette-Spiel.
Roglic gegen Ineos-Armada
In die Rolle des Favoriten schlüpft nun Primoz Roglic, seines Zeichens dreifacher Vuelta-Sieger und mit klaren Stärken am Berg. Der Slowene kann bei Jumbo-Visma zudem auf ein starkes Team zählen – wenn auch mit Robert Gesink sein Edelhelfer am Berg fehlt. Der Niederländer musste wie sein Teamkollege Tobias Foss wegen eines positiven Corona-Tests kurzfristig auf den Giro verzichten.
Roglic wird sich allerdings gegen eine starke Armada von Ineos-Grenadiers behaupten müssen. Die britische Equipe hat 5 Fahrer unter den ersten 13 klassiert, mit dem früheren Tour-de-France-Sieger Geraint Thomas an der Spitze. Der 36-jährige Waliser führt die Gesamtwertung vor der 10. Etappe 2 Sekunden vor Roglic und weitere 3 Sekunden vor seinem Teamkollegen Tao Geoghegan Hart an.