20 Schweizer stehen an der diesjährigen Tour de Suisse im Einsatz. Die Bandbreite der Fahrer ist gross, doch den klassischen Sprinter sucht man bei Swiss Cycling vergebens – und dies schon länger. Zwar haben Stefan Küng und Marc Hirschi in der Vergangenheit ihre Endschnelligkeit bewiesen, doch in Massensprints hat man kaum je einen Schweizer auf der Rechnung.
Für Nationaltrainer Michael Albasini liegt mit ein Grund für die Abwesenheit des «Schweizer Cavendishs» in der Topografie des Landes: «Sprinter werden in der Fläche gross. Ich kann mir vorstellen, dass es dem einen oder anderen einfach verleidet, wenn er nie einen Sprint hat.»
Freuler war der letzte Sprinter
Denn wer in der Schweiz regelmässig mit dem Rennrad unterwegs ist, weiss: Eine flache Route zu planen, ist selbst im Mittelland nicht immer ein leichtes Unterfangen. Selbiges gilt für die Organisatoren von Rennen, mit dem Resultat, dass eben kaum ein Wettkampf mit einem Massensprint endet. Weil es kaum flache Rennen gibt, können sich entsprechende Talente auch nicht zeigen und entwickeln.
Neu ist die Sprinter-Dürre bei weitem nicht. Bis in die 1980er-Jahre muss man in der Schweizer Radsporthistorie zurückblättern, ehe man mit Urs Freuler den letzten klassische Sprinter findet. Der 15-fache Etappensieger des Giro d'Italia sieht das Problem auch in der Ausbildung: «Vielleicht müssten die einzelnen Fahrer, die Qualität hätten, anders trainieren.» Wer vermehrt am Berg trainiere, lebt mit der Konsequenz, an Endschnelligkeit zu verlieren.
Ein Nachfolger von Freuler ist auch künftig nicht in Sicht: «Wir haben zwar endschnelle Fahrer, aber sicher keine puren Sprinter», so Albasini. Um Etappensiege können die Schweizer also weiter nur fahren, wenn sie ihr Heil in einer Fluchtgruppe suchen.