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Festina-Skandal 1998 Als der Radsport seinen Tiefpunkt erreichte

Vor 25 Jahren ging die Frankreich-Rundfahrt als Skandal-Tour in die Geschichte ein. Nachwehen sind bis heute da.

Der Franzose Richard Virenque.
Legende: Im Mittelpunkt des Festina-Skandals Der Franzose Richard Virenque. imago images/Bürhaus

236 Ampullen EPO, 82 Packungen mit Wachstumshormonen, Testosteron-Präparate, Amphetamine und Cortecoide – mit diesem Arsenal an verbotenen Substanzen versuchte Willy Voet am 8. Juli 1998 die Grenze von Belgien nach Frankreich zu passieren. Doch der Fiat des Festina-Team-Betreuers wird von den Zollbeamten herausgewunken.

Es ist der Beginn des bis heute grössten Doping-Skandals in der Geschichte der Tour de France. Mittendrin: Die drei Schweizer Alex Zülle, Armin Meier und Laurent Dufaux. Während Voet wegen Drogen-Handels inhaftiert wird, steht das Festina-Team drei Tage später in Dublin dennoch am Start der «Grande Boucle».

Zülle und Co. landen hinter Gittern

Bei seiner Vernehmung sagt Voet am 14. Juli aus, auf Anweisung von Festina-Offiziellen gehandelt zu haben. Bis die französische Equipe mit Bergspezialist Richard Virenque aus dem Rennen genommen wird, dauert es allerdings noch 5 Tage. Teamchef Bruno Roussel wird genauso festgenommen wie Mannschafts-Arzt Eric Rijkaert. Auch die Festina-Fahrer landen vorübergehend hinter Gittern.

«Mein Kühlschrank war immer voll mit Medikamenten», gibt Rijkaert später zu Protokoll und spricht von einem seit 1994 etablierten Doping-System. Auch Zülle, Meier sowie andere Fahrer des Teams sind geständig. Virenque hingegen leugnet den Doping-Missbrauch hartnäckig. Erst zwei Jahre später packt auch er vor Gericht aus.

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Archiv: Das Festina-Team zwischen Geständnis und Gefängnis
Aus Sport-Clip vom 23.07.2018.
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 5 Sekunden.

Festina nur die Spitze des Eisbergs

Die Tour versinkt nach dem Festina-Skandal auch in den folgenden Tagen im Chaos. Zwar läuft die Rundfahrt weiter, nach zahlreichen Vernehmungen und Geständnissen geraten aber auch andere Teams unter Doping-Verdacht. Untereinander solidarisieren sich die Fahrer. Mit Sitz-Streiks protestieren sie gegen die angebliche Willkür der Polizei.

In den folgenden Tagen werden bei neuerlichen Razzien bei fast allen Teams Dopingmittel gefunden, weitere Fahrer und Betreuer werden festgesetzt. Die niederländische TVM-Mannschaft flieht während des Tour-Abstechers in der Schweiz, auch spanische Mannschaften fahren nach Hause.

Von 189 gestarteten Profis erreichen schliesslich nur 96 das Ziel in Paris. Die Folgen für den Radsport sind verheerend und wirken bis heute nach. Als im Jahr 1999 alles besser werden sollte, bricht die Ära Lance Armstrong an. Auswüchse wie damals gibt es inzwischen wohl nicht mehr. Dass die Tour dennoch stets von Skepsis begleitet wird, verdankt sie unter anderem dem Festina-Skandal.

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Archiv: Eine der schwärzesten Stunden des Radsports
Aus Sport-Clip vom 08.07.2023.
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 44 Sekunden.

SRF info, sportlive, 07.07.2023, 15:00 Uhr;

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