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Genugtuung für Mountainbiker Flückiger: «Mein Fall soll nicht vergessen gehen»

Der Mountainbiker sprach im «Sportpanorama» über die 800-tägige Odyssee nach positiver Probe und die darauf folgende Entlastung.

Am Freitag konnten Mathias Flückiger und sein Management die sehnlichst erwarteten positiven Nachrichten verkünden: Nach Swiss Sports Integrity verzichteten auch der Radweltverband UCI und die Welt-Antidoping-Agentur Wada darauf, den Fall an den Internationalen Sportgerichtshof TAS weiterzuziehen. Damit ist für den Berner Mountainbiker der Vorwurf vom Tisch, Anti-Doping-Bestimmungen verletzt zu haben. Dies mehr als zwei Jahre nach dem positiven Test.

Das Datum löst fast Hühnerhaut aus.
Autor: Mathias Flückiger

Im «Sportpanorama» bei Paddy Kälin sprach Flückiger über die Odyssee und die nun erfolgte Genugtuung. «Ich hoffe, dass man aus diesem Fall etwas rausziehen kann», so Flückiger. Gemäss ihm haben seine Erlebnisse aufgezeigt, welche Problematiken es in der Dopingbekämpfung gebe.

Den 18. August 2022 – der Tag, an dem ihm vor dem EM-Rennen in München die positive Probe anlässlich der Schweizer Meisterschaften in Leysin mitgeteilt wurde – bezeichnet er als «mit Abstand schlimmsten Tag in seinem Leben». Er und sein Umfeld würden das Datum bis heute als «9/11» bezeichnen. «Das Datum löst fast Hühnerhaut aus.» Es sei sehr prägend und «sehr heftig» gewesen, was danach abgegangen sei.

Freispruch wegen Verfahrensfehlern

Als ihm im Car des Schweizer Nationalteams die Nachricht überbracht worden sei, habe er zum ersten Mal in seinem Leben «null Hoffnung» gehabt, dass man das irgendwie lösen könne. «Es war die Stunde null.» Was folgte, war ein Auf und Ab. Flückiger schaltete Experten und Juristen ein, ein über zweijähriges Hin und Her war die Folge.

Aufgrund von Verfahrensfehlern erfolgte über 800 Tage nach der positiven Probe die Wende: Die Disziplinarkommission des Schweizer Sports hatte im Mai 2024 entschieden, dass der Mountainbiker von allen Vorwürfen des Zeranol-Dopings freizusprechen sei.

Was er erlebt habe, wünsche er keinem Athleten, so Flückiger. «Es war kräftezehrend.» Er hofft, dass man aus seinem Fall lerne. «Mein Fall soll nicht vergessen gehen», hält er fest. Ihn selber habe das Ganze reifer gemacht.

Ganz ist die Sache indes noch nicht abgeschlossen: Flückiger will auf zivilem Weg mehr Entschädigung erhalten als die vereinbarten 43'000 Franken. «Das ist bei weitem zu wenig», hält er fest. Das betrage etwa einen Viertel seiner Auslagen. Doch den wichtigsten Sieg hat er mit dem Abschluss seines komplexen Falls so oder so schon errungen.

SRF zwei, «Sportpanorama», 20.10.2024, 18:00 Uhr ; 

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