Die Organisatoren der «Grands Tours» – also der Tour de France, Vuelta und des Giro d'Italia – legen immer mehr Wert darauf, den Start der Landesrundfahrt ins Ausland zu verlegen. Abstecher einzelner Etappen in nahegelegene Nachbarländer hat es immer wieder gegeben. Für den Auftakt einer Tour werden aber auch weitere Strecken in Kauf genommen.
Politische und sportliche Absichten
So startet der diesjährige Giro d'Italia in Albanien – kein direktes Nachbarland von Italien. Die Gründe für die Verlegung der «Grande Partenza» sind vielfältig, vor allem aber auch politisch motiviert. Mauro Vegni, Direktor des Giro, sagt: «Italien wird mehr anerkannt, seit man die ‹Grande Partenza› ins Ausland verlegt. Man kann das Label ‹Made in Italy› auf der ganzen Welt verbreiten.»
Dass Albanien in den Genuss des Rundfahrt-Auftaktes, der 3 Etappen umfasst, kommt, ist aber auch dem albanischen Ministerpräsidenten zu verdanken. Edi Rama ist ehemaliger Basketball-Nationalspieler, sportbegeistert und ein grosser Fan von Juventus Turin. Der 60-Jährige spricht fliessend italienisch und pflegt eine enge Beziehung zu Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni. Entsprechend hat Rama im Vorfeld mächtig geweibelt, um dem Tour-Start zu bekommen.
Albanien auf die Landkarte des Radsportes bringen
Ausland-Starts, vor allem in Ländern wie Albanien, sind aber auch aus sportlicher Sicht wichtig. Es eröffnet die Chance, den Radsport in Regionen zu fördern, in denen die Velo-DNA noch nicht weit verbreitet ist. Und Albanien ist noch ein weisser Fleck auf der Landkarte des Profi-Radsports.
Über Sinn oder Unsinn solcher Aktionen kann man streiten. Die Strapazen für die Fahrer halten sich allerdings in Grenzen. Die Organisatoren haben den Auftakt in die Rundfahrt bewusst auf Freitag vorverlegt, um den Akteuren nach der 3 Etappen in Albanien einen zusätzlichen Ruhetag zu ermöglichen.