Wie vor einer Woche verbringt Isaac del Toro auch den zweiten Ruhetag am Giro d’Italia in der Maglia Rosa. Der Mexikaner ist die Überraschung der diesjährigen Italien-Rundfahrt. Kaum einer hat den 21-Jährigen im Vorfeld als möglichen Gesamtsieger auf der Rechnung gehabt.
Das liegt auch an seinen beiden Teamkollegen Juan Ayuso und Adam Yates, den eigentlichen Leadern im UAE Team Emirates. Nun aber ist del Toro in die Kapitänsrolle geschlüpft. Offiziell bestätigen will das von Seiten des Teams keiner. Dafür sind die Fragezeichen hinter den Fähigkeiten des jungen Mexikaners an einer Grand Tour noch zu gross.
Schaufenster Tour de l'Avenir
Der breiten Masse war del Toro bisher kaum ein Begriff. Und doch fährt er in der derzeit besten Equipe des Radsports. Das Emirates-Team hält grosse Stücke auf ihn, der anfängliche Dreijahresvertrag wurde bereits langfristig bis 2029 verlängert.
Ausschlaggebend für die Verpflichtung del Toros war dessen Auftritt bei der Tour de l’Avenir. Das wichtigste Etappenrennen im U23-Kalender wird in Radsportkreisen gerne als «Tour de France für junge Fahrer» bezeichnet. Es war 2023 jenes Rennen, das del Toro zu einem Profivertrag auf höchster Stufe verhalf. Mit einer fantastischen Aufholjagd holte er als damals 19-Jähriger nicht nur den Gesamtsieg, sondern auch das Punkte- sowie das Bergpreistrikot. Sein Meisterstück hatte er dabei auf der Königsetappe zum Col de la Loze abgeliefert.
2018 hat übrigens Tadej Pogacar die Tour de l’Avenir gewonnen – um ein Jahr später ebenfalls für UAE Team Emirates an den Start zu gehen. Was der Slowene seither geleistet hat, sucht seinesgleichen. Zu sagen, del Toro sei der nächste Pogacar, wäre zumindest Stand jetzt ein vermessener Vergleich.
Keine Angewöhnungszeit bei den «Grossen»
Trotzdem erinnert die offensive Fahrweise des Mexikaners an den Slowenen. Und wie einst sein Teamkollege hat auch del Toro den Sprung auf die World Tour scheinbar mühelos gemeistert. Bei der Tour Down Under gewann er an seinem zweiten Renntag im Emirates-Trikot die 2. Etappe. In den folgenden knapp eineinhalb Jahren kamen zahlreiche Top-10-Ergebnisse sowie der Sieg beim schweren Eintagesrennen Mailand-Turin hinzu.
Und nun drückt del Toro dem Giro den Stempel auf. Die Maglia Rosa nach Rom zu bringen, wird angesichts der schweren dritten Giro-Woche keine leichte Aufgabe. Mit der Unbekümmertheit eines Pogacars und einem Weltklasse-Team im Rücken könnte del Toro dennoch zum ersten mexikanischen Giro-Sieger der Geschichte werden.