Claudio Imhof gehört zum Inventar des Bahnradsports. Der Thurgauer war bereits 2010 Teil des Schweizer Nationalteams, als in Polen erstmals kontinentale Titelkämpfe auf der Bahn stattgefunden hatten.
Ein Jahr später gewann er im niederländischen Apeldoorn an der Seite von Cyrille Thiéry EM-Silber im Madison – es sollte nicht seine letzte Medaille bleiben. Bis heute kamen eine weitere silberne und drei bronzene Auszeichnungen dazu, die Hälfte davon holte Imhof als Mitglied des Schweizer Bahnvierers.
Während viele seiner Teamkollegen der Bahn irgendwann einmal den Rücken gekehrt und ihr Glück auf der Strasse gesucht haben, ist Imhof dem Oval immer treu geblieben. Umso grösser war im letzten Frühling die Enttäuschung, als er nicht für die Olympischen Spiele in Tokio selektioniert wurde.
Schlaflose Nächte
«Ein Schock» sei es gewesen, als er von der Nicht-Berücksichtigung erfahren habe, sagt der Ostschweizer, der mitverantwortlich war, dass sich der Bahnvierer für die Sommerspiele in Japan qualifiziert hatte.
Weil er bei teaminternen Leistungstests nicht die erhofften Werte lieferte, warfen ihm die Trainer fehlende Form vor. Nun erhält Imhof an den Heim-Europameisterschaften in Grenchen die nächste Chance zu zeigen, dass er bei der Olympia-Selektion zu Unrecht übergangen wurde.
«Das Ziel jedes Fahrers ist natürlich eine Medaille. Es wäre schön, wenn wir das erreichen könnten. Ich hoffe, dass am Tag X alle leistungsbereit sind», sagt der 31-Jährige.
Erfahrungen weitergeben
In der Teamverfolgung, die als «Königsdisziplin» auf der Bahn gilt, ist Imhof nach wie vor ein wichtiger Eckpfeiler in der Schweizer Mannschaft. Seine Erfahrungen sind nach dem definitiven Wechsel von Stefan Bissegger auf die Strasse und dem Rücktritt von Théry Schir gefragter denn je.
Vom Olympia-Team ist in der neu formierten Schweizer Equipe einzig Valère Thiébaud noch dabei. Das Quartett für die Titelkämpfe in Grenchen komplettieren Simon Vitzthum und EM-Debütant Alex Vogel. Richtig viel Erfahrung an Grossanlässen bringt indes nur Imhof mit. Diese brachte er in der Vorbereitung ein: «Ich habe den Jungen jeweils umgehend Feedbacks gegeben. Das macht mir Spass.»
Fokus auf Paris 2024
Und wie soll es nach den Wettkämpfen in Solothurn weitergehen? «Ich werde sicher weitermachen. Ich bin noch immer motiviert wie ein 20-Jähriger.» Paris 2024 peile er an. Ein Wechsel auf die Strasse «bleibt ein Thema. Aber es geht häufig um das Alter, was frustrierend ist.»