Nino Schurter drückt dem Mountainbike-Weltcup auch 2022 den Stempel auf. Gelingt dem 36-jährigen Bündner am Sonntag beim Heimweltcup in Lenzerheide der 2. Saisonsieg und damit der 34. Weltcupsieg überhaupt, überflügelt er seinen einstigen Rivalen Julien Absalon.
Gut vier Jahre nach dem Rücktritt des Franzosen befindet sich Schurter nach 4 der 9 Weltcup-Stationen auch in der Pole Position um den Gesamtweltcup-Sieg. Knapp 200 Punkte beträgt sein Vorsprung auf den ersten Verfolger, den zwölf Jahre jüngeren Rumänen Vlad Dascalu, sowie den letztjährigen Gesamtsieger Mathias Flückiger, der nach durchwachsenem Saisonstart mit dem Doppelsieg in Leogang zur Aufholjagd angesetzt hat.
Eine besondere Erinnerung
Keine 20 Kilometer von seinem Zuhause in Chur entfernt, hat Lokalmatador Schurter 2016 und 2017 im Weltcup triumphiert. Dazu hat er sich 2018 in Lenzerheide den 7. seiner nunmehr 9 Weltmeistertitel geholt. Ein besonderer Moment, an den sich der Bündner noch gut erinnert. «Das war ein gewaltiges Rennen – und eine gewaltige Stimmung.» Auch heuer ist sich Schurter ob des Faktors Heimvorteil bewusst: «Hier ist man immer extra motiviert.»
Die Chancen auf den Rekordsieg scheinen also grösser denn je. Für den Protagonisten selbst, steht aber nicht die Rekordmarke im Vordergrund: «Für mich geht es primär darum, hier noch einmal einen Sieg erleben zu dürfen.» Dabei spielt ihm die Tatsache in die Karten, dass mit Olympiasieger Thomas Pidcock und Mathieu van der Poel, die beide an der Tour de France im Einsatz stehen, zwei Schwergewichte in Lenzerheide fehlen.
Ungeduldige Schweizerinnen
Bei den Frauen warten Jolanda Neff, Sina Frei und Linda Indergand weiter auf den ersten Weltcup-Podestplatz im Cross Country seit drei Jahren. Eine Erklärung dafür hat auch Frei nicht, die zuletzt in Leogang als Vierte nur knapp am Podest vorbeigeschrammt war. Umso motivierter sind die 24-Jährige und ihre Kolleginnen, diese Serie nun zu beenden: «Wir werden alles daran setzen, um am Sonntag auf dem Podium zu stehen.»
Der Samstag hingegen steht am Heimweltcup im Zeichen der Downhill-Spezialistinnen und -Spezialisten – und damit aus Schweizer Sicht im Zeichen von Camille Balanche. Die 32-jährige Neuenburgerin ist das Mass der Dinge in der Szene. 2019 Europameisterin und 2020 Weltmeisterin, steht sie nach 2 Siegen und einem 2. Platz aus 3 Rennen an der Spitze des Gesamtweltcups.
Weil einige Topfahrerinnen verletzungsbedingt fehlen, zeichnet sich ein Duell zwischen Balanche und der Französin Myriam Nicole ab. Auch die Romande will den Auftritt vor heimischem Publikum «geniessen», obwohl sie es aufgrund der Umstände und des höheren Drucks als «schwierigstes Rennen der Saison» bezeichnet.