Das Wetter mit Nebel und Temperaturen unter dem Gefrierpunkt am Mittwoch auf dem Säntis eher ungemütlich, die Aussicht lässt sich deswegen nicht einmal erahnen. Doch den beiden Schweizer Radprofis Stefan Küng und Stefan Bissegger kann das egal sein: Sie sind aus einem anderen Grund auf 2500 m.ü.M.
Stefan Bissegger hat sein Höhentrainingslager Anfang Mai gleich nach seinem 2. Platz beim Zeitfahren an der Tour de Romandie begonnen. Er bleibt bis am 24. Mai und legt danach vor der Tour de Suisse eine Ruhephase ein. «So ist der Effekt für die Tour de Suisse optimal, das ist auch mein Ziel. Ich hoffe, dass es die richtige Strategie für den Prolog der Tour de Suisse ist.», erklärt der 23-Jährige, der in diesem Frühling beim Zeitfahren von Paris-Nizza seinen ersten Profi-Sieg errungen hat.
Küng ohne Erholung im Flachland
Stefan Küng ist der Erfahrenere der beiden und hat schon etliche Höhentrainingslager hinter sich. Auch er will beim Zeitfahren der Schweizer Landesrundfahrt glänzen, doch er wählt betreffend Höhentraining eine andere Strategie als Bissegger. Küng kehrt erst wenige Tage vor dem Prolog vom Säntis zurück und verzichtet auf eine Erholungsphase im Flachland.
«Ich weiss, wie mein Körper auf ein Höhentraining reagiert. Gleich danach ist man sehr leistungsfähig, dann braucht der Körper eine Anpassungszeit: Da geht’s ein bisschen weniger gut. Doch die Tour de Suisse ist in diesem Jahr für mich ein Vorbereitungsrennen auf die Tour de France und die Olympischen Spiele», meint Küng, der bei Olympia in Tokio eine Medaille gewinnen möchte.
Ich weiss, wie mein Körper auf ein Höhentraining reagiert.
Nach der Tour de Suisse liebäugelt auch Stefan Bissegger mit einer Medaille in Tokio: Er kommt sicher auf der Bahn zum Einsatz, vielleicht auch auf der Strasse.
Einfache Unterkunft für grosse Ziele
Ob Küng oder Bissegger: Für ihre grossen Saisonziele tun sie alles – Ablenkung können sie auf dem Weg nicht gebrauchen. Da erstaunt es auch nicht, dass es die beiden kaum interessiert, dass die Unterkunft auf dem Säntis so einfach ist, dass sie Touristen wohl eher weniger ansprechen würde.
«Es hat alles, was man braucht», sagt Bissegger, und Küng ergänzt: «Wir sind uns ja gewohnt, dass wir nicht in Luxuspalästen unterkommen.» In diesem Punkt sind sich die beiden Ostschweizer einig – ihre Wege zum Ziel sind unterschiedlich. Man darf gespannt sein, welche Strategie sich beim Prolog der Tour de Suisse auszahlt.