2021 war für Mountainbiker Mathias Flückiger ein besonderes Jahr: Mit dem Sieg des Gesamtweltcups liess er Nino Schurter, die langjährige Nummer 1 im Cross Country, hinter sich – endlich. Schliesslich haftete Flückiger in den vergangenen Jahren das Image des «ewigen Zweiten» an. Erst im Alter von 30 Jahren feierte er seinen 1. Weltcup-Sieg.
Ich stand mir oft selbst im Weg.
Zu Gast im «Sportpanorama» bei Sascha Ruefer gab der 33-Jährige Einblicke in seinen Umgang mit dieser Rolle: «Ich musste lernen zu gewinnen. Bei den Junioren prophezeite man mir den schnellen Erfolg im Weltcup, doch es ging 10 Jahre bis dahin. Ich stand mir oft selbst im Weg, dank gewonnenem Selbstvertrauen schaffte ich dann den Weg an die Weltcup-Spitze.»
Erfolgsfaktoren von aussen betrachtet
Dass sich Flückigers Justierungen im mentalen Bereich auszahlten, weiss auch sein Team-Mananger Ralph Näf. In den Augen des ehemaligen Mountainbike-Profis sei Flückiger «schon immer einer der Schnellsten am Berg» gewesen, «bergab sowieso». Für Näf ist klar: «Es braucht nur wenig und man ist ein ganz anderer Rennfahrer.»
Für Lukas Flückiger, 2012 hinter Schurter und vor seinem Bruder WM-Zweiter, ist die Detailversessenheit des Olympiasilber-Gewinners von Tokio ein weiterer Schlüssel zum Erfolg: «Mathias ist nicht in allen Bereichen Perfektionist. Wo er es sein muss, ist er es aber definitiv. Hinter jeder seiner Taten steht jeweils ein Hintergedanke.»
Rein vom physischen Aspekt her war ich damals der Strasse näher als dem Mountainbike.
Zur Arbeit an den Finessen gehörte für Flückiger in den vergangenen Jahren auch die Vorbereitung auf dem Strassenrennrad. So nahm er heuer beispielsweise an der Tour de Romandie teil.
Einen kompletten Disziplinenwechsel schliesst der Berner allerdings aus: «Die Strasse gehörte für mich stets zur Vorbereitung. Tatsächlich habe ich 2012 mit einem Wechsel geliebäugelt. Rein vom physischen Aspekt her war ich damals der Strasse näher als dem Mountainbike. Trotzdem hatte ich mit dem Cross Country noch nicht abgeschlossen. Ein Wechsel mit 33 Jahren ist kaum mehr ein Thema.»
Perfektes Timing gesucht
In den kommenden Wochen wird Flückiger aber auf seinem gewohnten Arbeitsgerät unterwegs sein, schliesslich will er an der diesjährigen WM endlich den Titel einheimsen.
Die Strategie dafür hat er sich bereits zurechtgelegt: «Ich darf den ‹Peak› nicht zu früh setzen. Es ist wichtig, dass ich nicht gleich alle Karten ausspiele. Ich glaube, dass ich aktuell aber auf einem guten Weg bin», reflektiert Flückiger.
Ob sein Weg zur Goldmedaille im französischen Les Gets führt, wird sich Ende August zeigen. Zuerst stehen Flückiger, Schurter und Co. aber am 8. Juli in Lenzerheide im Einsatz – die Rennen gibt's wie gewohnt live bei SRF.