In der Regel ist die Favoritenliste vor einem der Klassiker relativ lang. Eines der prestigeträchtigen Monumente zu gewinnen, steht bei vielen Fahrern weit oben auf der Wunschliste. Kommt hinzu, dass bei einem Eintagesrennen über eine derartige Distanz auch nicht vorhersehbare Faktoren mitspielen können. Entsprechend viele Kandidaten muss man jeweils auf der Rechnung haben.
Beim Frühjahrsklassiker Mailand - Sanremo am Samstag ist das für einmal etwas anders. Zu diesem Schluss kann man zumindest kommen, wenn man die Klassemente des Tirreno - Adriatico unter die Lupe nimmt.
Siege unter sich aufgeteilt
Das «Rennen zwischen den Meeren» gilt als das Vorbereitungsrennen auf Mailand - Sanremo schlechthin. Geprägt haben es in diesem Jahr vier Namen. Tadej Pogacar, der neben der Gesamt- auch die Bergwertung gewann, wird am Samstag nicht am Start stehen. Wout Van Aert, Julian Alaphilippe und Mathieu van der Poel hingegen schon:
- Wout van Aert (Jumbo-Visma): Der Belgier schnappte sich am Tirreno zwei Etappensiege. Das 1. Teilstück gewann er im Sprint und setzte sich dabei vor den beiden Topsprintern Caleb Ewan und Fernando Gaviria durch. Zudem entschied der 26-Jährige das abschliessende Zeitfahren (vor Stefan Küng) für sich. Van Aert beendete die Rundfahrt als Gesamtzweiter und schnappte sich das Punktetrikot.
- Mathieu van der Poel (Alpecin-Fenix): Auch der Niederländer durfte am Tirreno zweimal jubeln. Auf der 3. Etappe setzte sich der Radquer-Weltmeister im Sprint gegen Van Aert durch. Sein Meisterstück lieferte der Strade-Bianche-Sieger zwei Tage später ab, als er eine 50 Kilometer lange Soloflucht mit letzter Kraft mit dem Tagessieg krönte.
- Julian Alaphilippe (Deceuninck - Quick-Step): Auf das Konto des französischen Strassenweltmeisters ging am Tirreno ein Etappensieg. Der 28-Jährige setzte sich auf der 2. Etappe auf einer ansteigenden Zielgeraden gegen Van der Poel und Van Aert durch.
5 der 7 Tagessiege am Tirreno gingen somit auf das Konto von Van Aert, Van der Poel und Alaphilippe. Und es spricht einiges dafür, dass die drei Überflieger auch beim ersten Monument der Saison den Sieg unter sich ausmachen werden.
Lachender Vierter?
Van Aert tritt als Titelverteidiger an und verfügt mit seiner Jumbo-Visma-Equipe ebenso wie Alaphilippe über ein starkes Team im Rücken. Der Franzose war bei Mailand - Sanremo 2017 Dritter geworden. 2019 hat er «la Primavera» gewonnen, ehe er im Vorjahr hinter Van Aert Zweiter wurde.
Der an Vielseitigkeit ohnehin kaum zu übertreffende Van der Poel ist auf dem besten Weg, sich zum Klassiker-Jäger schlechthin zu mausern. 2019 gewann er das Gold Race, ehe im vergangenen Jahr der Sieg bei der Flandern-Rundfahrt und heuer der Strade-Bianche-Triumph folgte.
Hoffen dürfen aber auch die Sprinter. Nirgendwo sonst sind die Aussichten auf einen Schlusssprint um den Sieg bei einem der 5 Monumente so gut, wie bei der Zielankunft auf der Via Roma. Ihre Endschnelligkeit haben aber auch Van Aert, Van der Poel und Alaphilippe jüngst schon unter Beweis gestellt.
Auf der Startliste stehen mit Stefan Bissegger und Michael Schär auch zwei Schweizer. Stefan Küng legt seinen Fokus auf die Klassiker in Flandern.