Im Schweizer Frauen-Radsport gehörten die Schlagzeilen in den letzten Jahren meistens Marlen Reusser oder Elise Chabbey. Doch Anfang 2024 trat ein neuer Name aus dem Windschatten des illustren Duos: jener von Noemi Rüegg.
Die 24-jährige Zürcherin hat einen rasanten Aufstieg hinter sich:
- Januar 2024: Premierensieg als Profi auf Mallorca
- Juni 2024: Schweizer Meisterin im Strassenrennen
- August 2024: 7. Platz im Olympia-Strassenrennen in Paris
- September 2024: 11. Platz bei der Heim-WM in Zürich
- März 2025: 3. Platz beim Frühjahrsklassiker Mailand – Sanremo
Rüegg, die für das US-Team EF Education-Cannondale fährt, gilt als starke Allrounderin und grosse Hoffnung im Hinblick auf Olympia 2028. Am Kickoff-Event «Olympiazyklus Los Angeles 2028» von Swiss Cycling am Dienstag in Zürich stand sie denn auch im Fokus.
Rüegg hat Olympia fest im Visier
«Es fühlt sich noch weit weg an, denn viele Dinge wie der Kurs sind noch offen», hält sich Rüegg bedeckt. Doch nach ihrem Ausrufezeichen in Paris hat sie Blut geleckt. «Als ich über die Ziellinie fuhr, wusste ich sofort: Wow, ich will wieder an die Olympischen Spiele gehen.»
Olympia 2028 sei ein grosses Ziel und sie freue sich darauf. Dennoch versuche sie, noch nicht zu viele Gedanken daran zu verschwenden. Rüegg wird dann 27 Jahre alt sein, in einem perfekten Alter also. Reusser ist fast 10 Jahre älter als Rüegg, Chabbey deren 8. Die entferntere Zukunft gehört also Rüegg.
Schlüsselbein-Operation bald auskuriert
Es könne viel passieren, sagt sie gelassen. Vor zwei Wochen zog sie sich an der Flèche Wallonne einen Bruch des Schlüsselbeins zu. Eine Operation war nötig. Rüegg ordnet das Ereignis als üblichen Betriebsunfall ein. «Das gehört dazu», sagt sie. Für die kommende Tour de Suisse Mitte Juni wird Rüegg jedenfalls wieder bereit sein. Ihr Ziel seien Etappensiege.
Wenn sie wie zuletzt indoor auf der Rolle trainieren müsse, gebe ihr der Blick an die Wand die nötige Motivation. Dort hängt das olympische Diplom und das Bild von Paris.
Rolle der Aussenseiterin ist passé
Dass ihr in Paris mit dem 7. Platz gleich ein so starkes Ergebnis gelingt, hätten ihr nur wenige zugetraut. Die Rolle der Aussenseiterin wird sie in Los Angeles aber nicht mehr innehaben. Dessen ist sich Rüegg bewusst: «Ich komme immer mehr damit klar. Ich habe jetzt noch drei Jahre Zeit, um mich darauf vorzubereiten.»