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Die öffentliche Doping-Beichte von Lance Armstrong wurde gebannt beobachtet.
Legende: Gebannt Die öffentliche Doping-Beichte von Lance Armstrong wurde gebannt beobachtet. Keystone

Rad Armstrong-Beichte: Glücklich sind nur die Komplizen

Lance Armstrong hat zwar mit seinem Doping-Geständnis einen Teil seiner Glaubwürdigkeit wiederhergestellt. Vielen internationalen Beobachtern ging die Beichte aber zu wenig weit.

Lance Armstrong gab bei Oprah Winfrey zu, was die Allgemeinheit spätestens seit dem 1000-seitigen Enthüllungsbericht der amerikanischen Anti-Doping-Agentur USADA schon wusste. Insofern hat der 41-jährige Amerikaner die dringendsten Erwartungen der Millionen von Zuschauern bei Oprah Winfreys Talkshow erfüllt.

Kein Licht ins Dunkel gebracht

Radsportverband UCI zufrieden

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Eine der wenigen positiven Reaktionen kam vom Radsportweltverband UCI. Präsident Pat McQuaid sprach von einem «wichtigen Schritt auf dem Weg, den Schaden zu reparieren». Der Ire sah in den Aussagen Armstrongs auch eine Bestätigung dafür, dass es nie eine «geheime Absprache oder Verschwörung» zwischen dem Amerikaner und der UCI gegeben habe.

Und doch: erleichtert sind nach dem ersten Teil der TV-Beichte wohl nur Armstrongs ehemalige Doping-Komplizen. Die französische Zeitung Equipe bemerkt   empört : « Er hat seine Rolle im Dopingsystem innerhalb der Mannschaft US-Postal heruntergespielt, den hochkontroversen Michele Ferrari verteidigt und jegliche Verschwörung bestritten, eine Positivkontrolle mit Hilfe der UCI vertuscht zu haben.»

Enttäuscht reagierte auch der ehemalige Schweizer Rad-Profi Rolf Järmann gegenüber SRF: «Was Armstrong bis jetzt gesagt hat, bringt dem Radsport absolut nichts. Er hat noch nichts über die Hintergründe oder die höheren Verbands-Funktionäre gesagt, die ihn sehr wahrscheinlich gedeckt haben.»

Auch in den USA genügte die Beichte nicht

Auch in Armstrongs Heimat USA widerspiegeln die ersten Reaktionen in den Medien eher tiefes Misstrauen, denn Vergebung. Die New York Times  fand in ihrer Analyse mehrere Widersprüche in Armstrongs Argumentation. Und schloss daraus: «Armstrong beichtete nicht, um sich der Last des jahrelang verschwiegenen Betrugs zu entledigen, sondern um seine lebenslange Sperre zu bekämpfen.»

Offenbar schmerze Armstrong der Verzicht auf den wettkampfmässigen Sport mehr als die finanziellen Folgen, die er nun zu befüchten habe, ergänzt die USA Today . Nur schon die reine Zeitdauer, in der Armstrong jegliches Fehlverhalten bestritt, lasse sein jetziges Geständnis in einem schlechten Licht erscheinen.

Wo ist die Reue?

Andernorts bemängelte man Armstrongs Versuch, sein Tun zu rechtfertigen. Die Gazzetta dello Sport  störte sich insbesondere an der Aussage des Texaners, Doping sei für ihn wie Reifen aufpumpen oder Wasserflaschen auffüllen gewesen. «Reue? Die gibt es bei ihm offensichtlich nicht.» Geradezu wütend waren die Reaktionen einzelner Sportler. Sehr deutlich wurde Tennis-Star Novak Djokovic. Armstrong sei eine «Schande für den Sport. Er hat viele Menschen auf der ganzen Welt mit seiner Karriere und seiner Lebensgeschichte betrogen.»

USADA: «Kleiner Schritt in die richtige Richtung»

Verhalten positiv nahm dagegen die USADA Armstrongs Vorstoss auf. Travis Tygart, Chef der Anti-Doping-Agentur, sprach von einem «kleinen Schritt in die richtige Richtung». Er stellte aber auch klar, dass für eine Kooperation sowohl Details als auch eine Aussage unter Eid fehlen. «Alles was er am Fernsehen sagt, hat keinen Einfluss auf seine lebenslange Sperre.»

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