Kein Radfahrer hat eine Epoche derart dominiert wie Eddy Merckx. Mit 111 Tagen im «Maillot jaune», 34 Etappen- und 5 Gesamtsiegen führt der Belgier die Tour-Statistiken an. 1969 nimmt er im Alter von 24 Jahren erstmals an der «Grande Boucle» teil und drückt ihr sogleich den Stempel auf. Mit dem Vorsprung von 17:54 Minuten holt er den Toursieg und schafft es als bislang einziger Fahrer, neben dem Gesamtklassement auch die Punkte- und Bergwertung zu gewinnen.
Merckx' unbändiger Siegeshunger
1970 erleidet Merckx nach dem Anstieg auf den Mont Ventoux in einem Gespräch mit Journalisten einen Kollaps, da er sich derart verausgabt hat. Diese grosse Opferbereitschaft und der unbändige Siegeswille tragen ihm den Übernamen «Kannibale» ein.
Die Tour 1971 steht im Zeichen seines Duells mit Luis Ocaña. Der Spanier schert sich nicht um das Renommée seines Kontrahenten und attackiert den Belgier. Nach einem Sturm auf dem Col du Mente erobert Merckx das Leadertrikot von Ocaña zurück, da dieser nach einem Sturz aufgeben muss. 1972 fährt Merckx zum 4. Tour-Sieg.
Ressentiments und eine spezielle Bitte
Während Merckx aufgrund seiner Dominanz vielerorts verehrt wird, wachsen in Frankreich die Ressentiments. Da er der Bestmarke von Nationalheld Jacques Anquetil gefährlich nahe kommt, bitten ihn die Organisatoren, 1973 nicht an der Tour zu starten. Merckx kommt der Bitte nach, doch 1974 kehrt er zurück und egalisiert mit seinem 5. und letzten Triumph Anquetils Rekord.
Dopingvorwürfe und Herzprobleme
2003 kürt die französische Sportzeitung L’Equipe Merckx zum grössten Tour-Champion aller Zeiten. Dies, obwohl auch gegen den Belgier mehrmals Dopingvorwürfe laut werden. Insgesamt soll er drei Mal positiv getestet worden sein. Merckx bestreitet die Einnahme verbotener Substanzen bis heute.
Ungeachtet dieser Nebengeräusche macht eine Recherche für eine Merckx-Biographie von Daniel Friebe 2012 die Leistungen des Belgiers noch erstaunlicher. Der britische Autor findet heraus, dass der mittlerweile 68-Jährige seit spätestens 1968 an einer schweren Herzerkrankung gelitten hat. Im Frühling 2013 wird Merckx ein Herzschrittmacher eingesetzt.