Der Tour-de-France-Tross erholt sich am zweiten Ruhetag von den Strapazen in den Pyrenäen. Diese haben ein prominentes Opfer gefordert: Remco Evenepoel musste am Samstag entkräftet aufgeben und wird die letzte Woche nicht mehr in Angriff nehmen.
An seiner Stelle ist Florian Lipowitz zum ersten Anwärter auf den dritten Platz auf dem Tour-Podest aufgerückt, während ganz vorne die Positionen wohl vergeben sind. Im Gesamtklassement liegt der Deutsche 7:53 Minuten hinter Vorjahressieger und Tour-Dominator Tadej Pogacar und 3:40 Minuten hinter dessen Dauerrivalen Jonas Vingegaard. Auf den viertplatzierten Oscar Onley, der ihm auch im Kampf um das weisse Trikot des besten Jungprofis Konkurrenz macht, hat Lipowitz einen Vorsprung von 1:25 Minuten.
Roglic rückt in den Hintergrund
Der 24-Jährige wirbelt das Tour-Klassement durcheinander – und notabene auch die Hierarchie in seinem Team. Primoz Roglic hatte die «Grande Boucle» als amtierender Vuelta-Sieger eigentlich als klarer Leader bei Bora-hansgrohe in Angriff genommen. Er hat sich indes bereits knapp drei Minuten mehr Rückstand als Lipowitz auf Landsmann Pogacar eingehandelt und belegt «nur» Rang 6.
Es ist schön zu sehen, dass wieder so viele Leute in Deutschland Radsport schauen und begeistert sind.
Mit Roglic gemeinsam hat Lipowitz seine Wintersport-Vergangenheit. Während der Slowene früher Skispringen betrieb, war der Deutsche im Biathlon aktiv. Er absolvierte das Skigymnasium im österreichischen Stams, wurde aber später durch Knieverletzungen zurückgeworfen. Vor 5 Jahren sattelte er wortwörtlich um und widmete sich dem Radsport – mit Erfolg.
Erster deutscher Podestplatz seit 2006?
Den Giro musste er letztes Jahr noch krankheitsbedingt aufgeben, bei der Vuelta liess er mit Gesamtrang 7 aufhorchen. Bei der erst dritten Grand-Tour-Teilnahme, der ersten an der Tour de France, könnte es nun also sogar aufs Treppchen reichen. Der junge Schwabe wäre seit 2006 der erste Deutsche, dem dies gelingen würde. Damals belegte Andreas Klöden den zweiten Platz.
«Es ist schön zu sehen, dass wieder so viele Leute in Deutschland Radsport schauen und begeistert sind», sagte Lipowitz der ARD vor dem Start der Etappe vom Sonntag.
Am Dienstag geht's auf den Mont Ventoux
Der Weg auf die Champs-Élysées ist indes noch lang. Sein Fokus liege nun voll auf den letzten schweren Alpen-Etappen. «Ich hoffe, dass die Beine durchhalten und auch die letzte Woche gut überstehen. Ich werde mein Bestes geben.»
Bereits am Dienstag sind die Kletterqualitäten von Lipowitz wieder gefragt. Von Montpellier geht es auf der 16. Etappe über 171,5 Kilometer hinauf zur Bergankunft auf dem legendären Mont Ventoux in 1910 Metern Höhe. Auf SRF zwei und in der Sport App sind Sie ab 15:00 Uhr live dabei.