Die Tour de France kehrt zur Normalität zurück, sie findet nicht mehr im August, sondern wieder im Juli statt – wegen Olympia beginnt sie sogar eine Woche früher und damit im Juni. Noch wird nicht alles wie früher sein, das Corona-Protokoll bleibt strikt und auf die fanatischen Zuschauermassen wird man (leider und hoffentlich) noch ein Jahr warten müssen.
Die Favoriten: «Rog & Pog»
Gleichbleiben dürften die Hauptdarsteller, gleich wie im letzten Jahr, als Topfavorit Primoz Roglic und sein junger slowenischer Landsmann Tadej Pogacar für die Musik sorgten. «Rog & Pog» gaben den Ton an. Roglic hatte während den ersten 19 Etappen alles im Griff und war auf dem Weg zum ersehnten Tour-Sieg, bevor er im Zeitfahren der zweitletzten Etappe so grandios scheiterte beziehungsweise Pogacar mit einer Wahnsinns-Leistung im allerletzten Moment noch das Maillot Jaune an sich riss.
Genau einen Tag lang, am letzten Tag auf der Triumphfahrt nach Paris, trug Pogacar das Leadertrikot. Damit holte er sich bei seiner Tour-Premiere gleich den wichtigsten Triumph im Radsport.
Die Herausforderer sind in erster Linie in den Reihen des Teams Ineos Grenadiers zu suchen. Dort hat nicht weniger als die Hälfte das Potential, ein Wort um den Gesamtsieg mitzureden: Geraint Thomas (Tour-Sieger 2018), Richard Carapaz (Giro-Sieger 2019), Tao Geoghegan Hart (Giro-Sieger 2020) und Richie Porte (Tour-Dritter 2020). Keiner von ihnen ist auf dem Level von «Rog und Pog», zusammen aber haben sie viele Optionen, um die Slowenen herauszufordern. Wenn sie am gleichen Strick ziehen und ihre Egos nötigenfalls zurückstellen.
Der Parcours: Back to the Roots
Die «Grande Boucle» macht in diesem Jahr einen Schritt zurück, die Strecke präsentiert sich wieder etwas traditioneller. Das heisst, die ersten Berge gibt es erst am Ende der ersten Woche, die ganz kurzen Etappen fehlen, ebenso Experimente wie Pflasterstein- oder Feldweg-Teilstücke – und es hat wieder zwei anständig lange Zeitfahren im Programm (total rund 60 Kilometer).
Dies könnte Thomas in die Karten spielen, der zudem bewiesen hat (u.a. mit dem Sieg an der Tour de Romandie), dass er so gut in Form ist wie seit seinem Tour-Sieg vor drei Jahren nicht mehr. Für Spannung ist also gesorgt.
Und schliesslich gibt es ja auch noch interessante Aussenseiter wie die beiden Movistar-Fahrer Miguel Angel Lopez (COL) und Enric Mas (ESP), David Gaudu (FRA, Groupama-FDJ), Rigoberto Uran (COL, EF Education-Nippo), Nairo Quintana (COL, Arkea Samsic) oder das Astana-Duo Jakob Fuglsang (DEN) und Alexey Lutsenko (KAZ).
Die Schweizer: Wichtige Helfer plus…?
Sechs Schweizer stehen in diesem Jahr am Tour-Start: Stefan Küng, Stefan Bissegger, Marc Hirschi, Silvan Dillier, Michael Schär und Reto Hollenstein. Allesamt haben sie in irgendeiner Form Helferdienste für ihre Captains zu verrichten, die meisten dürften aber auch irgendwann mal die nötigen Freiheiten bekommen, um selbst zu glänzen.
Sei es beispielsweise Marc Hirschi auf den ersten Klassiker-ähnlichen Etappen, die beiden Stefans (Küng und Bissegger) in den flachen Zeitfahren und vielleicht auch das Trio Dillier, Schär und Hollenstein, wenn es mal in eine Fluchtgruppe darf und dabei auch noch die richtige erwischt.