Wenn die Tour de Suisse dieser Tage durchs Land rollt, begeistert sie nicht nur die Massen am Strassenrand, im Peloton fährt auch eine Portion Risiko mit. Nicht selten werden in Abfahrten Tempi von über 100 km/h erreicht, dabei sind die Fahrer lediglich durch einen Helm geschützt. Welche verheerenden Folgen Stürze haben können, zeigten zuletzt die tödlichen Unfälle von Gino Mäder vor zwei Jahren am Albulapass oder jener von Muriel Furrer an der Heim-WM im letzten Herbst.
Der Weltverband UCI registrierte in der vergangenen Saison insgesamt 497 Vorfälle, die zu Unfällen geführt haben. Daraufhin reagierte man mit der Einführung einiger Massnahmen, so werden ab dieser Saison unter anderem gelbe Karten zur Sanktionierung gefährlicher Fahrmanöver verteilt. Zudem wird nun auch die Idee von Airbags geprüft.
Positive Signale aus dem Fahrerlager
Die mögliche Neuerung wird von Fahrerseite grundsätzlich positiv wahrgenommen. «Wenn es um mehr Sicherheit geht, bin ich nie abgeneigt», sagt Mauro Schmid gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Auch Stefan Küng zeigt sich offen: «Wir sollten alle Optionen prüfen. Wenn es für alle Pflicht wird, ist es am Ende für niemanden ein Nachteil.» Entscheidend sei, dass die Systeme auf die spezifischen Anforderungen des Radsports angepasst werden.
Silvan Dillier zieht einen Vergleich zur Einführung der Scheibenbremsen: «Am Anfang waren viele Profis dagegen. Heute sind sie Standard.» Innovationen bräuchten Zeit – von der Idee bis zur marktfähigen Umsetzung, so Dillier.
Andere Sportarten machen es vor
Das Thema ist in der Sportwelt nicht neu und hat in der Reit- oder Motorrad-Szene schon Einzug gehalten. Ab kommendem Winter gilt auch im Ski-Weltcup nach einer zweijährigen Übergangsphase eine Airbag-Pflicht, zumindest was die Speed-Disziplinen Abfahrt und Super-G anbelangt.
Auch in der Formel 1 hat der sogenannte Halo – ein Titanbügel über dem Cockpit – seit dessen Einführung im Jahr 2018 schon mehrmals Schlimmeres verhindert und ist trotz grosser Skepsis zu Beginn mittlerweile nicht mehr wegzudenken.
Weg ist noch lang
Bis zu einem möglichen Einsatz von Airbags wird es aber sicherlich noch eine Weile dauern. Es werden zwar schon Airbags fürs Velofahren hergestellt, doch entweder sind die Produkte nicht spezifisch für den Rennsport entwickelt, oder sie befinden sich noch in einer Test- oder Pilotphase.
Ob Airbags im Profiradsport tatsächlich zur Pflicht werden, entscheidet letztlich aber allein die UCI.