Während Katarzyna Niewiadoma im Radsport-Mekka Alpe d'Huez ihre Freude herausschrie, meinte Demi Vollering unter Tränen: «Es schmeckt sehr sauer.» Das Herzschlagfinale zum Abschluss der Tour de France Femmes liess niemanden kalt – und war beste Werbung für den Radsport.
4 Sekunden betrug Niewiadomas Vorsprung am Ende im Gesamtklassement auf die entthronte Titelverteidigerin Vollering, deren Tagessieg in Alpe d'Huez nicht genügte. 4 Sekunden entschieden über Sieg und Niederlage. Nach 8 Etappen, fast 25 Stunden und insgesamt knapp 950 km im Sattel ein fast lächerlich geringer Vorsprung, den Niewiadoma mit letzter Kraft verteidigt hatte.
Als Tages-4. kämpfte sich die Polin aus dem Team Canyon/SRAM Racing ins Ziel, fiel nach der anspruchsvollen Abschlussetappe völlig erschöpft vom Rad und erfuhr Sekunden später, dass es gereicht hatte. Erstmals gewann eine Radfahrerin, die nicht aus den Niederlanden kommt, die Tour de France Femmes. «Ich bin dankbar, diese Woche ist einfach alles aufgegangen», jubelte Niewiadoma.
Ein Rekord und viel Spektakel
Aufgegangen ist auch der Plan der Veranstalter des Rennens, das erst seit 2022 in dieser Form ausgetragen wird. Die «Tour Femmes» sorgte für spektakuläre Bilder und bereits bei ihrer 3. Ausgabe für einen geschlechterübergreifenden Rekord. Den für die knappste Entscheidung in der Geschichte der Frankreich-Rundfahrt. 1989 hatten Laurent Fignon in Paris 8 Sekunden auf seinen Kontrahenten Greg LeMond gefehlt.
Doch nicht nur deshalb bot die Tour jede Menge Werbung für den Frauen-Radsport. Der Start im Ausland, bei den Männern seit Jahrzehnten erprobt, erwies sich als grosser Erfolg – fast eine halbe Million Menschen säumten auf den ersten drei Etappen in den Niederlanden die Strecke. Und auch die Leistungen der Fahrerinnen beeindruckten nachhaltig: Mit 3900 Höhenmetern, 2 Bergen der höchsten Kategorie und dem fiesen Schlussanstieg nach Alpe d'Huez war das letzte Teilstück mit den Königsetappen der Männer durchaus zu vergleichen.