«Olympiagold im Cross Country zu gewinnen, war das grosse Ziel meiner Karriere. Die Tour zu gewinnen, ist eher eine Herausforderung», hatte Pauline Ferrand-Prévot vor dem Start der Tour de France Femmes noch gesagt. 10 Tage später hat sie auch diese Herausforderung gemeistert – und wie!
Die 33-Jährige deklassierte ihre Konkurrentinnen auf den letzten beiden harten Bergetappen der TdF und sicherte sich das Maillot Jaune mit 3:42 Minuten Vorsprung auf Top-Favoritin Demi Vollering.
3 Jahre hatte sich Ferrand-Prévot gegeben, um die «Grande Boucle» zu gewinnen und damit die Sehnsucht eines ganzen Landes zu stillen. Dass es ihr gleich bei der ersten vollständigen Teilnahme an einer «Grand Tour» seit dem Giro 2015 gelingt, überrascht dabei nicht unbedingt.
Ein Leben für den Radsport
Ferrand-Prévot ist seit jüngster Kindheit ein Riesen-Talent. Sie, die aus einer Radsport-verrückten Familie stammt, fährt seit ihrem 5. Lebensjahr auf der Strasse. Als sie später Profi wird, ordnet sie fast alles ihrem Leben auf dem Sattel unter, lebt zuweilen wie eine Asketin.
Vor der Tour de France Femmes 2025 kauft sie ein Haus in Andorra, um sich gezielt auf die langen, monotonen Anstiege vorzubereiten. Zudem verschreibt sie sich einer eisenharten Diät, verliert zusätzlich 4 Kilogramm Körpergewicht. Etwas, wofür sie in der Radsport-Welt auch kritisiert wird, weil sie damit ein falsches Bild transportiere.
Die Unterlage und das Rad sind egal
«PFP», wie sie in ihrer Abkürzungs-verliebten Heimat genannt wird, wechselt scheinbar mühelos von einer Disziplin zur anderen. Wo sie antritt, da gewinnt sie (mit einer Ausnahme) fast immer:
- 2014 siegt sie bei der Flèche Wallonne Féminine und wird im selben Jahr Strassenweltmeisterin.
- Ein Jahr später gewinnt sie ihren 1. WM-Titel im Mountainbike 2015 und im gleichen Jahr das Regenbogentrikot im Cyclocross. Bis heute ist sie damit die einzige Person, die alle 3 WM-Titel im gleichen Zeitraum auf sich vereint.
- In den Jahren darauf räumt sie vor allem im Mountainbike ab, wird unter anderem zwischen 2019 und 2023 weitere 4 Mal Weltmeisterin.
Nur einer Lücke in ihrem Palmarès rennt die Partnerin von Dylan van Baarle, Sieger bei Paris – Roubaix 2022, jahrelang vergeblich nach: einer Olympiamedaille auf dem Mountainbike. 2012 wird sie in London bloss 26., 2016 muss sie in Rio aufgeben, 2021 in Tokio wählt sie das falsche Setup und landet beim Schweizer Dreifachsieg nach einem Sturz und einer Panne nur auf Rang 10.
Lob von höchster Stelle
Vor den Heim-Spielen in Paris im letzten Sommer ordnet sie alles dieser Goldmedaille unter. Sie kündigt an, nach der Saison 2024 ihre MTB-Karriere zu beenden, auf die Strasse zu wechseln und setzt sich so zusätzlich unter Druck. Der Plan geht auf, sie gewinnt überlegen Olympiagold in ihrer Heimat.
Auch auf der Strasse ist sie ein Jahr später nicht zu stoppen, gewinnt im Frühling Paris – Roubaix. Bei der Vuelta im Mai steigt sie vorzeitig aus, um sich 3 Monate lang auf die Tour de France Femmes vorzubereiten. Eine Entscheidung, die in Frankreich für Verwunderung sorgt, doch spätestens seit Sonntag ist klar: Es war die richtige Entscheidung, «PFP» ist endgültig in den Radsport-Olymp aufgestiegen.