30. und 31. Juli 2020 – David Graf hatte sich die Tage dick angestrichen: Olympische Spiele in Tokio, BMX-Wettkampf. Die Gelegenheit, die Karriere mit einer Olympiamedaille zu beenden und sich mit dem Grossanlass zu versöhnen, der ihm 2016 in Rio (Sturz im Halbfinal) bislang kein Glück gebracht hatte. Auch der Plan für die Karriere danach war skizziert. Der Vertrag mit Swiss Cycling als künftiger BMX-Nationalcoach ist seit letztem November unterzeichnet.
Zukunft noch offen
Am Dienstag wurden die Olympischen Spiele wegen der Corona-Krise verschoben. Graf steht nun vor der Frage: Karriere verlängern und Zukunftsplan verwerfen oder daran festhalten und den Olympia-Traum begraben? «Es ist zu früh, um mir grosse Gedanken zu machen», sagt der 30-Jährige gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA .
Ich glaube, dass mir der Verband keine Steine in den Weg legen würde, sollte ich weitermachen wollen.
Aus der Ruhe bringt ihn die Ausnahmesituation keineswegs: «Es gibt Schlimmeres im Moment als das Sportlerleben. Ich persönlich bin vergleichsweise in einer ziemlich entspannten Lage und glaube auch, dass mir der Verband keine Steine in den Weg legen würde, sollte ich weitermachen wollen. Ich sehe mich sicher nicht als das grosse Opfer der Krise.»
Form war vielversprechend
12 Rennen hätten es eigentlich noch sein sollen für Graf, mit jenem in Tokio als Höhepunkt. 10 Anläufe hätte er im Weltcup bis Mitte Mai noch gehabt, um den ersehnten ersten Sieg zu erringen. Anschliessend wäre die WM in Houston als Olympia-Hauptprobe auf dem Programm gestanden. Die Realität sieht nun so aus: Der Weltcup ist wie die WM ausgesetzt, die Olympischen Spiele auf 2021 verschoben.
Ich war noch nie so schnell wie jetzt.
Grafs Verfassung wäre vielversprechend gewesen. «Gemessen an den Leistungsdaten bin ich auf dem Karriere-Höhepunkt. Ich war noch nie so schnell wie jetzt.» Der 3. Rang Anfang Februar im Weltcup in Australien lieferte die Bestätigung, dass der Olympia-Fahrplan stimmt. Doch nun muss Graf umplanen. Es ist bitter für ihn, aber kein Grund sich zu beklagen: «Wie gesagt: Es gibt im Moment wahrlich Schlimmeres als das Leben als Sportler.»