Chris Froome hat 4 Mal das gelbe Trikot der Tour de France gewonnen und ist Anton Palzer im Gebirge doch nicht gewachsen. 23 Kilometer, 2300 Höhenmeter – die brutale Watzmann-Überquerung hat der deutsche Radprofi in seiner früheren Karriere als Bergläufer in der Rekordzeit von 2:47 Stunden gemeistert. «Normale» Alpinisten brauchen für die Tour über den 2713 Meter hohen Gipfel in Bayern gut und gerne 12 bis 15 Stunden.
Vizeweltmeister beim Skitourenfahren ist er gewesen, einer der Besten seines Metiers. Vor zwei Jahren erlag der 30-Jährige dem Reiz des Neuen und wagte einen tollkühnen Quereinstieg: «Doni» fährt jetzt «Radl», wie er es mit einem Augenzwinkern im bayrischen Akzent ankündigte – und das auf höchstem Niveau. Beim 106. Giro d'Italia stellt sich Palzer seiner bislang grössten Herausforderung.
Noch immer lernt er dazu. «Sag dem Chris Froome, er soll in unter 3 Stunden über den Watzmann laufen. Das wird auch nicht funktionieren in 1, 2 Jahren», meinte Palzer.
Ohne Erfahrung an der Vuelta
Das Fahren im Peloton und die taktischen Komponenten des Radsports waren die grössten Herausforderungen für Palzer. Er sei, sagte er, mit «nullkommanull Radsport-Erfahrung gleich in die Champions League» eingestiegen. Nach wenigen Wochen Rennpraxis startete er 2021 bereits bei der Vuelta in Spanien – einer Grand Tour. «Es war, als wenn man ein kleines Baby ins Wasser schmeisst: Schwimme oder geh unter.» Palzer hielt sich 3 Wochen lang über Wasser.
Ralph Denk, Teamchef beim deutschen Team Bora-hansgrohe, ermöglichte Palzer die Chance als Radprofi – und erinnert sich. «Freihändig fahren und die Regenjacke anziehen, Flaschen holen und übers Funkgerät sprechen: Das waren die ersten To-Dos für uns», sagte Denk dem Sport-Informationsdienst SID .
Das Experiment, findet Denk, ist geglückt. War Palzer anfangs nur «Mitfahrer», sei er nun jemand, «auf den man sich verlassen kann. Es ist phänomenal, was Anton erreicht hat.»
Das Gebirge ist sein Spielplatz
Belohnt wurde Palzer mit der Nominierung für den Giro. Ein Geschenk ist diese nicht. Palzer hat sie sich hart erarbeitet. Die Bora-hansgrohe-Captains Alexander Wlassow und Lennard Kämna soll er auf den Bergetappen unterstützen. Auf den flacheren Teilstücken der ersten Tage gelang das bereits bestens.
Spätestens in der fordernden Schlusswoche sind dann aber seine Qualitäten im Hochgebirge gefragt. Bewiesen hat Palzer diese nachhaltig. Und das inzwischen auch auf dem «Radl».