Die Strassenrennen bilden am Samstag (Frauen) und Sonntag (Männer) den Abschluss der Rad-WM in Wollongong. Doch schon seit Beginn der Woche ist nicht nur die sportliche Ausgangslage Thema an der australischen Pazifikküste, sondern auch ein tierisches Problem.
Weil am anderen Ende der Welt Frühling herrscht, bricht auch die Brutzeit vieler Vögel an. Sorgen bereiten den Radprofis insbesondere die Elstern. Es kommt vor, dass diese Velofahrer attackieren. Dabei haben sie selbstredend nicht das Regenbogentrikot der neuen Weltmeister im Visier. Sie wollen ganz einfach ihr Revier verteidigen.
Man erschrickt mehr.
Zahlreiche WM-Teilnehmer haben in den vergangenen Tagen unliebsame Bekanntschaft mit den herabstürzenden Vögeln gemacht. Unter ihnen auch das Schweizer Nationalteam, wie Stefan Küng bestätigt: «Das Thema ist hier wirklich omnipräsent unter Velofahrern. Aber wir waren nicht wirklich in Gefahr, man erschrickt mehr», so der Thurgauer.
«Einige Fahrer meinten, man müsse eine Art Antenne auf dem Helm installieren, um die Vögel abzuschrecken. Aber das ist halt aerodynamisch nicht so gut», witzelte Küng.
Mitfavorit Evenepoel äussert Bedenken
Nicht ganz so gelassen reagierte der belgische Jungstar Remco Evenepoel, als ihm «ein ziemlich grosser Vogel sehr nahe kam» und ihn verfolgte. «Es war erschreckend. Aber das ist anscheinend Australien. Ich hoffe, es ist das einzige Mal, dass das passiert, aber ich habe Angst davor.»
Der Niederländer Bauke Mollema, an diesen Titelkämpfen ohnehin nicht vom Glück begünstigt (im Mixed-Teamzeitfahren hatte er einen Defekt), dokumentierte einen Angriff in einem Video auf Instagram:
Auch die einheimischen Profis fühlen sich nicht unbedingt wohl. «Es sind nicht nur die ausländischen Athleten, die sich Sorgen machen. Ich wurde bereits zweimal attackiert, seit ich hier bin», meinte die Australierin Grace Brown, die im Zeitfahren vor Marlen Reusser Silber gewann.
Normalerweise finden in der Region in dieser Jahreszeit keine UCI-Elite-Rennen statt. Laut der Website «Magpie Alert» wurden 2022 in Australien bereits über 1500 Vorfälle mit Elstern registriert. Dabei verletzten sich fast 200 Personen.
Bleibt zu hoffen, dass es in den WM-Rennen ein Hitchcock-Finale gibt, ohne dass man dabei an den Filmklassiker «Die Vögel» des legendären englischen Regisseurs erinnert wird.