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Europameisterschaften Rudern Gmelin geniesst momentan alles mit Vorsicht

Für Skifferin Jeannine Gmelin geht es ab Freitag im polnischen Pozen darum, ihre schöne Medaillenserie bei Europameisterschaften fortzusetzen.

Die Ruderer sind seit Monaten ohne Wettkampf. Corona hat sie der fast kompletten Saison 2020 beraubt. Immerhin konnten die Europameisterschaften gerettet werden.

Die Titelkämpfe finden von Freitag bis Sonntag in Posen im Westen Polens statt. Weil internationale Standortbestimmungen fehlen, ist die EM eine einzige «Blackbox». Im Fall der aussichtsreichen Schweizer Teilnehmerin Jeannine Gmelin war schon die Anreise ein Abenteuer ins Ungewisse.

Erinnerungen an den Coiffeurbesuch

Auf ihrem Flug am Mittwoch galt Maskenpflicht. Die Zürcherin ist sich das Tragen eines Mundschutzes überhaupt nicht gewohnt. «Am längsten habe ich wohl beim Coiffeur während 30 Minuten eine Maske aufgesetzt gehabt. Das ist auch schon wieder 2 Monate her.» Viele Leute würden über Kopfweh klagen. Sie sei gespannt darauf, wie sie selbst reagiere. «Darum habe ich Respekt vor dem Transport», versicherte Gmelin im Vorfeld.

Die Freude am Wettkampf soll im Vordergrund stehen.
Autor: Jeannine Gmelin

In sportlicher Hinsicht ist die Herangehensweise an die EM für die 30-Jährige nicht allzu konkret. «Es wird für alle sehr viel anders sein.» Ganz im Dunkeln tappt die Skifferin aber nicht. Sie kann sich auf Anhaltspunkte aus dem Training verlassen. Nun ist sie selbst äusserst gespannt darauf, welchen Output ihre Trainings-Inputs zur Folge haben werden.

Es winkt das 4. Edelmetall innert 5 Jahren

Sechs lange Monate feilte Gmelin zuletzt an ihrer Form. Gänzlich ohne Unterbruch, Ablenkung und mit zunehmend höherer Intensität. «Ich konnte mich uneingeschränkt aufs Training konzentrieren. Das hatte auch seine Vorteile.» Und mit diesem Tunnelblick war es erstaunlicherweise gar nicht so, dass sie die Regatten schmerzlich vermisst hätte.

Gmelin stand seit 2015 an jeder EM, an der sie teilgenommen hat, auf dem Podest. Ausgangspunkt war die Silbermedaille vor 5 Jahren, danach fehlte sie zweimal aus gesundheitlichen Gründen, 2018 eroberte sie den Titel, zuletzt resultierte Silber. «Diese schöne Serie möchte ich weiterführen», definiert Gmelin und ergänzt: «Im Vordergrund soll die Freude am Wettkampf stehen.»

Ein zweischneidiges Schwert

Die Weltmeisterin von 2017 macht keinen Hehl daraus, dass die anstehenden Titelkämpfe mit Vorsicht zu geniessen seien. «Es gibt auch Abwesende. Zudem verlief die Pandemie überall auf der Welt sehr unterschiedlich. Entsprechend wichen die Restriktionen für die einzelnen Verbände entscheidend voneinander ab», gibt Gmelin zu bedenken.

Ich versuche auch bewusst im Hier und Jetzt zu leben.
Autor: Jeannine Gmelin Skepsis beim Ziel Olympia schwingt mit

Nicht nur bei ihrem Zwischenschritt auf dem Weg zur angestrebten Olympiamedaille im 2021 begleiten sie Fragezeichen. Aufgrund der nach wie vor unsicheren Lage will sich die Schweizerin noch nicht zu sehr auf die Sommerspiele einlassen. «Zwar dominiert die Vorbereitung auf Tokio meinen Alltag. All meine Handlungen sind auf dieses Ziel ausgerichtet. Allerdings versuche ich auch bewusst, im Hier und Jetzt zu leben.»

SRF zwei, Abendbulletin vom 8.10.2020, 18:45 Uhr ; 

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