Jérémy Desplanches ist wieder zu Hause: Der 29-Jährige, der vor 10 Jahren auszog, um die Schwimm-Welt zu erobern, hat seine Trainingsbasis vor kurzem zurück nach Genf verlegt. Das Experiment mit dem für seine harten Trainingsmethoden bekannten französischen Trainer Philippe Lucas in Martigues (Südfrankreich) hat Desplanches abgebrochen. «Ich habe es versucht, aber es war nichts für mich», sagt er.
Grosse Leere nach Burn-Out
Der Genfer hat im Anschluss an anderthalb schwierige Jahre vieles auf den Kopf gestellt. Ein Burn-Out nahm ihm die Lust auf den Schwimmsport zwischenzeitlich komplett, dazu kamen dann auch noch physische Erschöpfungs-Probleme: Long Covid und eine Mononukleose machten ihm zu schaffen und trieben ihn weiter in die Negativspirale.
Linderung verschafften ihm Besuche bei einer Psychologin, die ihm seine Frau, die französische Weltklasse-Schwimmerin Charlotte Bonnet, empfahl. Dazu nahm sich Desplanches eine einmonatige Auszeit in Kolumbien, in der der Sport kein Thema war.
«Als Spitzenschwimmer hat man den Kopf buchstäblich unter Wasser», beschrieb Desplanches kürzlich in einem Interview mit L'Illustré seine vorübergehende Gefühlslage: «Jeden Tag leidet man im Training, man zweifelt, man muss sich übergeben.»
Olympia-Limite noch nicht geschafft
Nach vielen Gesprächen und mit den Olympischen Spielen in Paris vor Augen ist der Hunger nach weiteren Erfolgen im Bassin zurückgekehrt. Die Limite von 1:57,94 Minuten in seiner Paradedisziplin 200 m Lagen hat der Olympia-Dritte von Tokio allerdings noch nicht erreicht. Die nächste Gelegenheit dazu bietet sich ab dem 2. Februar an der WM in Doha.
Vielleicht helfe ich noch bei ein paar Klub-Meisterschaften aus. Aber mein letzter seriöser Wettkampf wäre bei Olympia.
Desplanches hat mit dem Wechsel zurück unter die Fittiche von Genève Natation in Kauf genommen, in nächster Zeit räumlich von seiner Partnerin, die in Martigues geblieben ist, getrennt zu sein.
Er stellt aber klar, dass Paris sein letztes Hurra auf höchstem Niveau sein wird, sofern er die Qualifikation schafft. «Vielleicht helfe ich danach noch bei ein paar Klub-Meisterschaften aus. Aber mein letzter seriöser Wettkampf wäre bei Olympia.» Der Final über 200 m Lagen ist auf den 2. August angesetzt. 5 Tage später feiert Desplanches seinen 30. Geburtstag.