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Bernisch Kantonales am Sonntag König Kilian Wenger in seinem Reich

Mehr als einen Fünftel seiner 23 Festsiege hat Kilian Wenger am Bernisch Kantonalen geholt. Also an dem Wettkampf, der am Sonntag in seiner engeren Heimat über die Bühne geht.

Wenger siegte schon fünf Mal am Berner Teilverbandsfest, folgt am Sonntag der nächste Streich?
Legende: Am Sonntag soll die Skepsis der Zuversicht weichen Wenger siegte schon fünf Mal am Berner Teilverbandsfest. Folgt am Sonntag der nächste Streich? Keystone/Anthony Anex

Fünf Siege im grossen Palmarès von Kilian Wenger gehen auf einen Triumph am Bernisch Kantonalen Schwingfest zurück. Das ist deutlich überproportional – verglichen mit Erfolgen, die sportlich einfacher zu erringen wären.

Aber an diesem Wettkampf, bestritten von allen starken Bernern und acht Gästeschwingern aus den anderen Teilverbänden, fühlt sich Wenger offensichtlich besonders wohl. Vielleicht ist das kein Zufall, sondern symptomatisch für die Geschichte eines Königs, der einst von den Folgen seines kometenhaften Aufstiegs überrollt wurde.

Live-Hinweis

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Das Bernisch Kantonale Schwingfest können Sie den ganzen Tag live bei SRF im Stream mitverfolgen. Das Anschwingen (ab 7:55 Uhr) sowie den 6. Gang (ab 16:20 Uhr) gibt's zudem live auf SRF zwei.

Als Wenger 2010 Schwingerkönig wurde, hatte er zuvor mehrfach auf sich aufmerksam gemacht. Zum Beispiel mit dem ersten Berner Teilverbandskranz 2007, im Alter von erst 17 Jahren. Oder mit der Schlussgangteilnahme am Bernisch Kantonalen Teilverbandsfest ein Jahr vor dem Gewinn des Königstitels.

Die Bürden eines Königs

Dennoch war er bis zum Eidgenössischen in Frauenfeld der eher unbekannte, zwar talentierte, aber stille Schwinger aus dem Diemtigtal, der dem Rummel gerne aus dem Weg ging. Dann wurde er König und seine Welt war vom Sonntag auf den Montag eine andere. Eine ungleich kompliziertere. Und es begann für Wenger die harte Suche nach dem richtigen Weg.

König Wenger wurde schlagartig zur Ikone der «heilen Schweiz». Bärenstark und doch schüchtern und bescheiden. Ein echter Bergler eben. Das machte ihn zum heiss begehrten Vermarktungsobjekt. Und zugleich hätten die Verfechter einer eher konservativen Ausrichtung im Schwingsport König Kilian nur zu gerne als ihr Aushängeschild gesehen.

Wenger geriet zwischen die Fronten. Auf beiden Seiten waren Menschen, die ihn jahrelang begleitet hatten, denen er vertraute. Einen Mittelweg zwischen den beiden Ausrichtungen gab es nicht, Wenger musste sich entscheiden. Ausgerechnet er, der es gerne allen recht macht, der ein überaus freundlicher und anständiger Mensch ist. Und es ist für den jungen König zweifellos brutal gewesen, dass er Wegbegleiter enttäuschen musste und diese sich von ihm abwandten.

Immer bereit am Bernischen Teilverbandsfest

Da war der 20-Jährige nun in diesem emotionalen Dilemma. Ausserdem konnte er immer schon schlecht «Nein» sagen, hatte Mühe, sich von den unzähligen Menschen abzugrenzen, die an einem Schwingfest die Begegnung mit ihm, dem Vorzeigekönig, suchten.

Doppelter Stress also, der den Fokus auf die sportliche Leistung erschwerte. Das hat Wenger vermutlich den einen oder anderen Sieg gekostet. Aber nicht am Bernischen Teilverbandsfest. Da war er immer bereit.

Vier der Siege am Bernisch Kantonalen im Video

Trotz der überaus harten Konkurrenz in diesen Jahren der Hochblüte im Bernischen Schwingsport, mit so vielen so starken Athleten. Oder gerade wegen dieser harten Konkurrenz. Denn womöglich waren es genau die anderen Topschwinger, die Wenger den Freiraum schufen, den er brauchte.

König Matthias Glarner gewann das Bernisch Kantonale 2016, Matthias Sempach siegte 2010 und 2012, Christian Stucki triumphierte vier Mal. Keiner von ihnen kommt an den Wert von Wenger heran. Aber sie alle, um hier nur die Könige zu nennen, absorbierten an diesem Fest des Kantonalbernischen Schwingsports Jahr für Jahr ein Stück Aufmerksamkeit, das Wenger nicht tragen musste, und er wurde – vielleicht deshalb – zum Seriensieger an diesem Wettkampf. Inmitten eines Kreises von so starken und populären Athleten.

Fest fast vor der Haustür

Fünf Siege am eigenen Teilverbandsfest hat Wenger also schon. Ein sechster am Sonntag in der Stockhornarena von Thun wäre jedoch besonders wertvoll. Denn einerseits ist er auf der anderen Seite des Stockhorns aufgewachsen. Andererseits wäre dann jeder vierte Kranzfestsieg in seiner Sammlung einer, den er am Bernisch Kantonalen Schwingfest errungen hat, was einer geradezu absurd hohen Quote entspräche.

Und nicht zuletzt ist Wenger diesmal der einzige König im Einsatz. Er wird wesentlich stärker im Fokus stehen als auch schon an einem Berner Teilverbandsfest. Ein Sieg wäre der abschliessende Beweis dafür, dass König Wenger seinen Weg und damit seine Position in der Geschichte gefunden hat.

srf.ch/sport, Livestream, 10.07.2022 08:25 Uhr

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